Wir haben uns bisweilen ein wenig gewundert, wie häufig dieser Mann in und um Wien herum bis hinauf nach München, Hamburg und Berlin auf der Bühne stehen kann, ohne an Anziehungskraft zu verlieren. Das mag auch daran liegen, dass er ein Meister der Kombinationen und Variationen ist - mal tritt er allein auf, mal zu viert, manchmal mit namhaften Mitstreiter(inn)en wie Willi Resetarits, Ursula Strauss, Hans Theessink oder dem Nino aus Wien, dann wieder mit weithin unbekannten Newcomern oder hiesigen Szene-Größen. Aber letztlich ist das nur ein Aspekt der Anziehungskraft eines Singer/Songwriters, der zum aktuellen Boom lokalen Musikschaffens Wesentliches beigetragen hat. Den virtuosen Umgang mit der Umgangssprache etwa, die legere Einbürgerung internationaler Vorbilder, die menschliche Tiefe, Reife und Wärme, die das gesamte Oeuvre Ernst Moldens wie ein roter Faden durchzieht.
Wir begleiten diesen Prozess seit vielen Jahren. Mehr als neun sind es mittlerweile. Seit den Bubenliedern, die auch für den Urheber selbst so etwas wie den Beginn einer neuen Zeitrechnung bedeuteten. Seither sind sieben Molden-Alben erschienen und einige, an denen er so oder so beteiligt war. Fast jedes Jahr also ein neues Opus. Wir scheuen uns nicht, diese Geschichte eine Erfolgsstory zu nennen. Selten war der Austausch mit einem Künstler intensiver, kreativer, ergiebiger.
Es war also hoch an der Zeit, ein inoffizielles Best Of-Album zusammenzustellen. „A Young Person’s Guide To Ernst Molden“, sozusagen. Und die Auswahl sollte jemand treffen, der sowohl journalistische Distanz wie auch künstlerische Seelenverwandschaft unter einen Hut zu bringen vermag. Da drängt sich einer förmlich auf, der Moldens Werdegang in etwa so lange begleitet wie seine Label-Familie: Robert Rotifer. Und er hat eingeschlagen. Wir haben nicht eine Sekunde lang diskutiert über Rotifers Song-Auswahl (sie geht zurück bis „Haus des Meeres“ von 2005 und enthält mit „schwoazze dramwei“ auch ein bislang unveröffentlichtes Stück), und wir haben keinen Beistrich am begleitenden Text geändert. Es passt, wie es ist. Und es ist so, dass alles passt. An allererster Stelle für Ernst Molden selbst. Und das tut es. (Walter Gröbchen)
Ernst Molden wurde 1967 in eine Wiener Literaten- und Publizistenfamilie hineingeboren. Ein Studium der Germanistik brach er ab, arbeitete stattdessen ab 1987 als Polizeireporter, später als Beilagenredakteur der Wiener Tageszeitung Die Presse. 1991 bis 1993 war er als Dramaturg und Hausautor am Wiener Schauspielhaus unter Hans Gratzer tätig. Nach Kurzgeschichten, Feuilletons und zwei Theaterstücken veröffentlichte er ab 1994 vier Romane und drei Essaybände. 2011 erschien das Ernst Molden Liederbuch. Als Musiker veröffentlichte Ernst Molden nach zwei CDs mit den von ihm mitbegründeten Pop/Poetry-Kollektiven TEUFEL & DER REST DER GÖTTER und DER NACHTBUS bislang elf Alben unter eigenem Namen, zuletzt Es Lem (2011), A so a scheena Dog (2012) und Ho Rugg (2014). Letztere wurde mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet und von der deutschen Liederbestenliste zur CD des Jahres 2014 gewählt. Er produzierte außerdem Musik für das Wiener Burgtheater (2006), die Wiener Festwochen (zuletzt 2013) und er brachte zwei eigene Stücke am Wiener Rabenhof heraus, zuletzt Hafen Wien, welches ihm zwei Nestroy-Nominierungen 2014 einbrachte. Der Künstler, auch als Kolumnist und Autor für diverse Wiener Printmedien tätig, lebt mit seiner Familie in Wien.