Rusalka sehnt sich nach menschlicher Gestalt, denn sie hat sich in den Prinzen verliebt. Der Preis ist hoch, da sie ihre Fähigkeit zu sprechen aufgeben muss und Gefahr läuft, verdammt zu sein, wenn sie nicht menschliche Liebe erringt. Die Oper »Rusalka« entstand 1900, genau an der Schnittstelle zweier Epochen. Die große bürgerliche Sehnsucht des 19. Jahrhunderts fand noch ihren schönsten Ausdruck in der Kunstform Oper, während in der Moderne des 20. Jahrhunderts die Bruchstücke eines Menschheitstraums zusammengekehrt wurden. Das Geniale dieser Oper besteht darin, dass in ihr offiziell einer modernen, das heißt neu zu entwickelnden Musiksprache eine Absage erteilt wird. Aber das Alte – das trügerisch Vertraute – wird so neuartig zusammen gesetzt, dass es erst recht ursächlich, schmerzlich, unwiederbringlich und trostlos klingt. Da gehen der Wassermann und Rusalka noch einmal durch Himmel und Hölle eines unerfüllbaren abendländischen Traumes, mitten unter uns, mitten in der Stadt. Und zwischen Offenbachschem Satyrspiel und Wagnerschem Liebestod kommt herrlich verwandelt das Unverfälschte der großen »erotischen« Traumoper von der großen Wassertiefe ans Tages- und Nachtlicht.