Produktion des Deutschen Theaters Berlin
Dramaturgie: Hans Martin Rahner
Musik: J. S. Bach | Goldbergvariationen (Ausschnitte)
Ausgangspunkt der „Marquise von O.“ ist die skandalöse Begebenheit einer durch Vergewaltigung zustande gekommenen Schwangerschaft. Durch sprachliche Mittel erhält die Geschichte einen authentischen Charakter, der bereits im Untertitel „nach einer wahren Begebenheit…“ verbürgt ist. Wichtiger als der Wahrheitsgehalt ist Kleists Charakterisierung der gesellschaftlichen Verhältnisse zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Der Sittenkodex der Zeit steht über den Bedürfnissen des Einzelnen. Individualität oder gar Emanzipation im heutigen Sinne sind unbekannt oder werden als schädlich für das Allgemeinwohl eingeschätzt.
Inge Keller ist die große „alte Dame“ des Deutschen Theaters Berlin, dem sie 51 Jahre als Ensemblemitglied angehörte und bis zur Gegenwart als Gast angehört. Es ist fast unmöglich, ihre großen Erfolge als Schauspielerin auch nur streiflichtartig zu erwähnen. Stellvertretend sei ihre Frau Alving in Ibsens „Gespenstern“ genannt. Diese Inszenierung, mit Ulrich Mühe als Osvald, stand über zwölf Jahre im Spielplan des Deutschen Theaters und gehörte zu den erfolgreichsten Theaterinszenierungen deutscher Sprache. Gastspiele führten Inge Keller an die wichtigsten Bühnen Europas, sie wirkte in zahlreichen Filmproduktionen mit, von denen Mia Pinneberg in „Kleiner Mann was nun“ erwähnt werden muss. Gegenwärtig ist Inge Keller u. a. im Berliner Ensemble als Shakespeare in „Shakespeares Sonette“ zu erleben.