Im Museum werden Arbeiten von 25 Künstler*innen gezeigt. In den Medien Projektion, Software, Video, Installation und digitalen Dateien setzen sie sich mit Bedeutungs- und Wertesystemen auseinander, sie untersuchen die Rolle von Künstler*innen in einem hochtechnologischen Umfeld und erörtern die Auswirkung virtueller Räume auf unsere Lebenswirklichkeit. Im Ausstellungsraum in Cryptovoxels werden virtuelle Werke von rund 25 Künstler*innen gezeigt.
Vom Hype um NFTs abgesehen, handelt es sich vor allem um eine Technologie, die ein Problem löst: Digitale Dateien gibt es im Überfluss. Sie können heruntergeladen, komprimiert, kopiert, geteilt und gemischt werden. Ein NFT hingegen ist ein Echtheitszertifikat für jede digitale Datei, das in der Blockchain hinterlegt ist, und so aus diesen Dateien Unikate macht. NFTs fungieren auch als digitale Signatur von Künstler*innen.
Angesichts der Entwicklungen rund um NFTs in der Kunst und auf dem Kunstmarkt kann es nicht ausbleiben, sich mit deren Geschichte zu befassen – und damit, warum sie plötzlich in aller Munde sind. Nachdem im Jahr 2020 eine Reihe von bemerkenswert hochdotierten NFT-Kunstwerken von Digitalkünstlern wie Pak und Trevor Jones den Kunstmarkt in Aufregung versetzt haben, stellte Beeple Anfang 2021 mit dem Verkauf von „Everydays – The First 5000 Days“ für 69,3 Mio. USD bei der bereits legendären Christie‘s-Auktion einen neuen Rekord auf. Seit 2007 hat er jeden Tag ein Werk ins Internet gestellt, die er in der monumentalen Collage „Everydays“ zusammengefasst und in Form eines JPEGs in die Auktion gegeben hat. Beeple, alias Mike Winkelmann, wurde damit zum drittteuersten lebenden Künstler – nach Jeff Koons und David Hockney. Plötzlich ist die Crypto-Art-Community, eine bunte Gruppe aus New Media-Künstler*innen, 3D-Designer*innen und Expert*innen für visuelle Effekte, der Hauptakteur einer noch nie dagewesenen Erschütterung des Kunstmarkts.
Doch der NFT-Hype im Jahr 2020 und 2021 hat eine lange Vorgeschichte. PROOF OF ART zeigt die Ursprünge der NFTs und ihre Entwicklung von ersten formativen Versuchen mit digitalen Technologien, über erste Experimente mit der Blockchain, bis hin zur aktuellen Kryptokunst. Lynn Hershman Leeson beispielsweise hat sich mit Fragen rund um Cyborg-Identität auseinandergesetzt und analysiert, wie sich mit technischen Mitteln eine Persönlichkeit erschaffen lässt, während Nam June Paiks experimenteller Umgang mit Technologie einen Einblick in die Geburtsstunde der Massenkonnektivität gibt.
Mit der Veröffentlichung eines Bitcoin-Whitepapers durch Satoshi Nakamoto im Jahr 2008 wurde die Blockchain-Technologie als dezentraler Handelsplatz eingeführt. Schon kurz darauf begannen die ersten Künstler*innen mit dieser Technologie thematisch und medial zu experimentieren, zwischen 2009 und 2013 haben immer mehr Künstler*innen das Potenzial der Dezentralisierung erkannt. Kevin Abosch nimmt dieses Thema auf und befragt in seinem Werk „Bank“ die Rolle von Banken als digitale und analoge Orte, an denen Werte gelagert sind, indem er öffentliche und private Bitcoin-Schlüssel kombiniert und als gedrucktes Buch vorlegt. Künstler*innen stellten Gedankenspiele darüber an, welche Möglichkeiten ein Token versprechen würde, der sie selbst und ihre Kunst repräsentiert, und welche Implikationen es haben könnte, anonyme und autonome Stakeholder miteinzubeziehen. Sarah Meyohas zum Beispiel hat „BitchCoin“ eingeführt, eine Kryptowährung, gegen die sie ihre Kunst verkauft. Bei der Einführung entsprach eine für 100 USD gekaufte „BitchCoin“ 161 Quadratzentimetern eines ihrer Werke. Erst mit der Einführung der Ethereum-Blockchain konnten NFTs geschaffen und standardisiert werden, so dass diese Projekte nicht mehr hypothetisch oder maßgeschneidert sein mussten. Bald zeigten Rare Pepes (2016), CryptoPunks (2017) und CryptoKitties (2017), dass Appetit auf Krypto-Sammlerstücke besteht.
Mit dem Aufstieg von NFT-Marktplätzen wie Nifty Gateway und SuperRare, die die Künstler*innengemeinschaft mithilfe von Blockchain wieder zentralisierten, geht diese Entwicklung in eine neue Richtung. Diese Räume sind globale Treffpunkte, die den Prozess deutlich vereinfacht haben, Arbeiten auf der Blockchain zu minten. Künstler*innen und Sammler*innen kommen auf diesen Online-Marktplätzen direkt miteinander in Kontakt. Jetzt sind die ökonomischen Möglichkeiten dieses neuen Systems für viele Künstler*innen attraktiv und haben eine Verschiebung von konzeptuellen zu ästhetischen Positionen angestoßen. Auf diesen Marktplätzen sind vor allem Künstler*innen erfolgreich, die sich mit Science-Fiction- und Cyberpunk-Themen beschäftigen, wie Blake Kathryn, Marjan Moghaddam, und Mark Sabb. Sie entwerfen spekulative Realitäten und arbeiten mit der Materialität des Metaverse, eines unendlichen virtuellen Raums, der über das Internet, Smartphones und Headsets in die physische Welt hineinwirkt.
NFTs beweisen, dass das Digitale wertvoll sein kann. Obwohl die zugrunde liegende Technologie seit Jahren existiert, waren es letztendlich Künstler*innen, die diesen Wandel herbeigeführt haben. PROOF OF ART erzählt die Geschichte der NFTs und wirft Fragen auf, wie Kunst Wert beigemessen wird und wie sich das Digitale auf den physischen Bereich auswirkt.