Essen ist nicht nur Lebensnotwendigkeit, sondern als Konstante des Menschseins ein im höchsten Maße kulturell geprägtes soziales Ereignis, das als Katalysator von Geselligkeit, Festlichkeit, Lust und Laster agiert. Es markiert die Schnittstelle zwischen Natur und Kultur, fungiert als Ausdruck von Formen der Gemeinschaft ebenso wie von gesellschaftspolitischen Prozessen. Als Teil unserer kulturellen Identität bildet es seit jeher eine Inspirationsquelle für kreatives Schaffen. Im metaphorischen Gebrauch wird das Essen in der Kunst zum Sinnbild von Genuss, Leiblichkeit und Leben, aber auch von Überfluss, Vanitas und Tod. Das klassische Stillleben visualisiert dies ebenso wie die Kunstrichtung der Eat-Art, die Essbares zum eigentlichen künstlerischen Material transformiert. Entgegen Adornos Aussage, dass „wahrer Kunstgenuss“ nicht dem Modell realen Genießens, wie es das Essen bietet, entsprechen darf, kann die künstlerische Auseinandersetzung mit Essbarem die Empfindung für eine differenzierte sinnliche Wahrnehmung schärfen. Von Daniel Spoerri, Dieter Roth, Joseph Beuys, Hermann Nitsch und Adolf Frohner bis zu Christian Ludwig Attersee, Heinz Cibulka, Alois Mosbacher und Erwin Wurm werden Arbeiten präsentiert, die zeigen, wie relevant der künstlerische Umgang mit der Grundsubstanz Nahrung als elementares Verbindungsglied von Kunst und Leben bis heute geblieben ist.
Kurator(inn)en: Dieter Ronte, Sabine Fellner