Aus Büchners Woyzeck und Marie, aus Horvaths Kasimir und Karoline sind bei Werner Schwab Helmut Brennwert und Brennwerts Anverlobte geworden, exemplarische Unterschicht - Menschen der Gegenwart, deren Schicksal grundsätzliche existenzielle Fragen aufwirft.
Noch immer gilt es, Schwab zu entdecken – nicht als schrillen Modeautor der 90er, sondern als großen deutschsprachigen Theaterdichter, der seiner Zeit voraus war und dessen gnadenlose gesellschaftliche Analysen sich erst jetzt so richtig bewahrheiten.
Schwabs grelle Überzeichnung des Erkannten, die – wie so oft bei ihm – auch hier in „Eskalation“ mündet, ist niemals Selbstzweck, um niedrige Instinkte zu befriedigen, sondern intuitive Methode, um den Dingen radikal bis auf den schmerzhaft-lächerlichen Grund zu gehen. Seine Figuren, die wie Marionetten in der Sprache zappeln, sind „ordinär“, aber nicht trivial. Sie sind ernst zu nehmen in ihrer jämmerlichen Unzulänglichkeit und immer noch aus dem Würgegriff oberflächlicher Zeitgeist-Interpretation zu befreien, die sie (durch falsch verstandene Überhöhung und Vermonsterung) ihrer Menschlichkeit und Würde beraubt.