Das Zinn eines Löffels hat beim Gießen nur für 24 gleiche Kameraden gereicht - dem 25. fehlt ein Bein. Obwohl er genauso standhaft auf einem Bein stehen kann wie die anderen, ist ihm aufgrund seiner makelhaftigen Unperfektheit ein anderes Schicksal beschieden, ein anderer Lebensweg bestimmt. Zuerst einmal wird er aus der Schachtel, in der die übrigen 24 Zinnsoldaten liegen, entfernt. Draußen sieht er eine Tänzerin , die auf einem Bein steht, weil sie tanzt, und er verliebt sich in sie. Sie sieht ihn an und er sie. Vielleicht ist er auch der erste, der sie überhaupt bemerkt, weil er aufgrund seines Handicaps eine andere Wahrnehmung hat, deutlicher sehen, hören, fühlen und träumen kann...
Der Weltruhm von Hans Christian Andersen (1805-1875) begann in Deutschland. Viele seiner Bücher sind zuerst in deutscher Sprache erschienen, erst danach in der Originalsprache. Heute sind seine Märchen in fast allen Sprachen zu Hause und so verinnerlicht, dass jeder sie benutzt wie eigenständigen, ursprünglichen Besitz. "Darüber wurde fast vergessen, dass Andersen (und kein anderer) diese Dichtungen, die wir wie Volksmärchen behandeln, in ihre einzigartige Form gebracht hat. Alles trägt seine unverwechselbare Handschrift: die Erzählweise, die Tonlage, die Figuren, das Märchenhaft-Menschliche, die intime Zärtlichkeit der Empfindungen, nicht zuletzt jene kaum erkennbaren Glanzlichter der Ironie." (Hans-Joachim Gelberg)
Auf seinen vielen Reisen und vor allem auf Besuchen der Güter Dänemarks hat Andersen seine Märchen vorgelesen. Dabei akzeptierte er auch ein Kinderpublikum, von dem man sagt, dass es das kritischste der Welt sei. So war er seinen Gastgebern gefällig - und ihren Kindern.
Seit November 1998 läuft mit großem Erfolg nunmehr in der elften Spielzeit das Märchen „Der standhafte Zinnsoldat" im Meininger Theater -Kammerspiele-. Die Kritiker meinen dazu: sinnbetörend, intensiv, ergreifend; Realität und Fiktion seien kaum mehr voneinander zu unterscheiden; magische Schatten tanzen Pas de deux... Eine Inszenierung, die auf ganz besondere Resonanz trifft.
Das Puppentheaterensemble erhält Einladungen aus der ganzen Welt, um diese herausragende Inszenierung auf Festivals zu zeigen. Besonders erfreulich die Reisen nach Kanada, in die USA, nach Korea, Japan und durch ganz Europa. Aber kommen Sie doch selbst und staunen Sie...
Seit Januar 2001 können Sie die Vorstellungen des „Zinnsoldaten" auch in englischer Sprache („The brave tin soldier") erleben.