In welches geistige Klima platzte der Wiener Hofstaat, als er sich 1765 für einige Wochen zu Hochzeitsfeierlichkeiten nach Innsbruck verlegte? Wie wurde in der Hamburger Rats- und Bürgerstadt im 18. Jahrhundert ein Opernbetrieb finanziert? Für wen komponierte Hasse, der Lieblingskomponist von Maria Theresia, Opern, für wen der Hamburger Musikdirektor Telemann? Stellt "Romolo ed Ersilia" eine reife Meisterleistung des unverwüstlichen Opera-seria-Duos Hasse-Metastasio dar? Enthält der für die Hamburger Bürgeroper komponierte "Flavius Bertaridus, König der Langobarden" eine versteckte Huldigung an den Kaiserthron? Welche aktuelle Bedeutung hatte ein musikalisches Theater, in dem Stoffe der Antike gespielt wurden? – Viele Fragen werfen die zwei in diesem Jahr bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik wiederbelebten Opern von Telemann und Hasse auf. Ein internationales ReferentInnen-Team untersucht in einem Symposium die Position und Funktion von Oper zur Zeit des Spätbarocks, als das Geistesleben bereits von den Funken der Aufklärung angefacht wurde, während die Herrscherhäuser noch die Selbstbeweihräucherung in Hofopernspektakeln suchten. Die hohe Kunst(fertigkeit) von alten Opernfüchsen wie dem Dresdner Hofopernkapellmeister Johann Adolph Hasse und dem Wiener Hofdichter Pietro Metastasio war einerseits ein Garant für repräsentative höfische Oper, andererseits vermochte sie der in die Jahre gekommenen Seria-Tradition durchaus noch überraschende Aspekte abzugewinnen. Die gut 35 Jahre vor "Romolo ed Ersilia" uraufgeführte Telemann-Oper "Flavius Bertaridus, König der Langobarden" war dem späteren Werk in Hinsicht auf den entspannten Umgang mit der Form, die stilistische Flexibilität und die Orchesterklangsprache schon voraus. In Round-Table-Gesprächen werden auch die Dirigenten der Innsbrucker Produktionen von Telemanns und Hasses Oper an den Erörterungen beim Symposium teilnehmen.
Raffaele Mellace PhD (Mailand): Metastasio und Hasse. Zwei "Habsburger" Künstler und ihre lebenslange Beziehung.
Peter Huth (Berlin): "… eine sehr schöne wohl-elaborirte neue Opera …" Bemerkungen zu Telemanns "Flavius Bertaridus, König der Langobarden"
Dr. Andrea Sommer-Mathis (Wien): Festlicher Prunk mit tragischem Ausgang. Habsburgisch-lothringische Hochzeitsfeierlichkeiten in der Tiroler Landeshauptstadt
Dr. Kerstin Schüssler-Bach (Hamburg): "... daß, wo die besten Bancken auch die besten Opern sind" Bürgerliche Lebenswirklichkeiten auf der Bühne der Hamburger Gänsemarktoper
Dr. Kurt Drexel (Innsbruck): Innsbruck – ein Hort der Aufklärung? Innsbrucker Musik- und Theaterleben vor dem Hintergrund aufklärerischer Diskurse im 18. Jahrhundert
Eintritt frei!