Zwar konnte er die Sinfonie am 6. Oktober 1882 im Rahmen einer Novitätenprobe der Wiener Philharmoniker hören, bei der ihm die Musiker, wie er dem Steyrer Freund Leopold Hofmeyr brieflich berichtete, „heftig applaudierten u[nd] einen Dusch machten“, doch kamen am 11. Februar 1883 in Wien nur deren Mittelsätze zur Uraufführung, weshalb Bruckner das Werk auch keiner Revision unterzog. Dass die gesamte Sinfonie erst nach seinem Tod öffentlich gespielt wurde, erscheint umso erstaunlicher, als sie bei aller Formenvielfalt ein wahres „Wunder an Kontrolliertheit und Konzentration“ ist.
Ein ähnlich grenzüberwindendes, mit verschiedenen kompositionstechnischen Verfahren zyklischer Vereinheitlichung experimentierendes Stück ist die zwischen 1886 und 1888 entstandene dreisätzige Sinfonie d-moll des nur zwei Jahre älteren César Franck, der, wie Bruckner, ein berühmter Organist war und in Frankreich als Nachfolger Ludwig van Beethovens galt, dessen mit der Frage „Muss es sein?“ unterlegte Phrase aus dem Streichquartett Nr. 16 F-Dur er zur motivischen Keimzelle seines Meisterwerks machte.
Mit diesem faszinierenden Programm wendet sich das renommierte Originalklangensemble Les Musiciens du Louvre im 43. Jahr seines Bestehens erstmals einer der Sinfonien Bruckners zu, mit denen sich sein Gründer und Leiter Marc Minkowski als gefragter und gefeierter Gastdirigent von auf modernem Instrumentarium spielenden Orchestern schon seit einiger Zeit intensiv beschäftigt.
Programm
César Franck (1822–1890)
Sinfonie d-moll, FWV 48 (1886–88)
– Pause –
Anton Bruckner (1824–1896)
Sinfonie Nr. 6 A-Dur, WAB 106 (1879–81)
Besetzung
Les Musiciens du Louvre
Marc Minkowski | Dirigent
Diese Veranstaltung findet im Rahmen des Brucknerfestes 2024 statt!