Der Sinfonie voraus gehen zwei weitere Werke, deren bereits im Titel erklärtes Ziel es ist, romantische Stimmungen verklärend in Tönen zu malen. Den Auftakt macht die Ouverture romantique von Béla Kéler, der, wie Bruckner und 1855/56 wohl auch zeitgleich mit ihm, Schüler von Simon Sechter in Wien war und sich auf die Produktion von Tänzen und Märschen spezialisiert hatte. Kélers Mazzuchelli-Marsch wurde als Apollo-Marsch lange fälschlich Bruckner zugeschrieben und sogar in dessen Werkverzeichnis aufgenommen, obwohl er bei der Komposition von Bruckners eigenem Marsch Es-Dur für Militärmusik nur als Vorbild diente. Benjamin Godards Concerto romantique nimmt das Thema schließlich aus der Perspektive des französischen Virtuosenkonzertes in den Blick und war, vielleicht gerade deswegen, seinerzeit außerordentlich beliebt.
Unter der Stabführung von Stardirigent Kent Nagano geht das seit fast 40 Jahren zu den Spitzenensembles der historischen Aufführungspraxis zählende Concerto Köln, dessen Konzertmeister Shunske Sato auch der Solist des Violinkonzertes ist, der Frage nach, was das Schlagwort „romantisch“ in den 1870er-Jahren musikalisch bedeutete und wird das Publikum dabei anhand dreier Beispiele mit dem ganzen klanglichen Spektrum des Romantischen bekannt machen.
Programm
Béla Kéler (1820–1882)
Ouverture romantique für Orchester, op. 75 (1872)
Benjamin Godard (1849–1895)
Concerto romantique für Violine und Orchester a-moll, op. 35 (1876)
– Pause –
Anton Bruckner (1824–1896)
Sinfonie Nr. 4 („Romantische“) Es-Dur, WAB 104 (1874, 1876) „Fassung 1874“
Besetzung
Shunske Sato | Violine
Concerto Köln
Kent Nagano | Dirigent
Diese Veranstaltung findet im Rahmen des Brucknerfestes 2024 statt!