Zwar klagte Brahms noch Anfang der 1870er-Jahre, er werde wohl „nie eine Symphonie komponieren“, da er „immer so einen Riesen (Beethoven) hinter sich marschieren“ höre, beschäftigte sich aber immer wieder mit einem 1862 entworfenen „1. Symphoniesatz“, auf dessen Grundlage er schließlich 1876, ganze 14 Jahre später, seine Sinfonie Nr. 1 c-moll vollendete. So ohrenfällig war der Einfluss des „Riesen“ auf das Werk, dass schon bald das Bonmot des Dirigenten Hans von Bülow die Runde machte, es handele sich um Beethovens „zehnte Sinfonie“.
„Das kecke Beserl“ nannte Bruckner rückblickend seine 1866 vollendete und 1868 in Linz uraufgeführte Sinfonie Nr. 1 c-moll. Und tatsächlich, was für ein ungestümes Werk, was für ein revolutionärer Wurf! 1865 hatte Bruckner sein Handwerk gelernt, die kompositorische Tradition verinnerlicht und Bekanntschaft mit der Musik Richard Wagners gemacht. Ausgestattet mit diesem Rüstzeug, brach er mit seiner ersten nummerierten Sinfonie in neue Welten auf und betrat selbstbewusst das musikalische Gebiet, das für ihn erklärtermaßen das wichtigste war: das der Sinfonik.
Unter der Leitung von Christoph Spering präsentiert Das Neue Orchester zwei sinfonische Gehversuche, die sich als Meilensteine in der Entwicklung der Gattung und so des großen Vorbildes ihrer Schöpfer als würdig erweisen sollten.
Programm
Ludwig van Beethoven
(1770–1827)
Ouvertüre c-moll zu Heinrich Joseph von Collins Trauerspiel CoriolanJohannes Brahms
(1833–1897)
Sinfonie Nr. 1 c-moll, op. 68 (1862–76, rev. 1877)
– Pause –
Ludwig van Beethoven
Ouvertüre c-moll zu Heinrich Joseph von Collins Trauerspiel Coriolan, op. 62 (1807)
Anton Bruckner
(1824–1896)
Sinfonie Nr. 1 c-moll, WAB 101 (1865–66) „Linzer Fassung“
Besetzung
Das Neue Orchester
Christoph Spering | Dirigent
Diese Veranstaltung findet im Rahmen des Brucknerfestes 2024 statt!