Keines der vier Bandmitglieder spielt nach Noten, die Musiker verstehen sich blind, entwickeln raffiniert ein Thema, zerlegen es gefühl- wie genussvoll in seine Einzelteile, kommen wie selbstverständlich darauf zurück und setzen es auf ungewöhnliche Weise wieder zusammen. Bandoneon adé: Die Formation präsentiert virtuos vier gleichberechtigte Instrumente, die sämtliche Stimmen führen können. So entsteht ein unwiderstehlicher Zauber. Pianist Tuyêt Pham und Bratschist Juan Lucas Aisemberg beginnen mit kammermusikalischen Klängen, bevor sie sanft in einen tänzerischen Rhythmus übergehen. Stark synkopiert steigt Bassist Arnulf Ballhorn ein und verleiht der Musik das typische Gefühl eines Tangos. Dazu gesellt sich der charakteristische Klang des Vibrafons von Oli Bott. Melodien werden von Instrument zu Instrument weitergereicht, variiert und pointiert. Das Quartett fühlt sich ganz dem Tango Nuevo von Astor Piazzolla verpflichtet, einer kammermusikalischen Form dieser originären argentinischen Tanzmusik, versetzt mit Elementen aus Klassik und Jazz. Deshalb gerät jeder Auftritt von Vibratanghissimo zu einer einzigen Verbeugung vor der Musik Piazzollas. Ein Abend voller Leidenschaft, aber überraschenderweise ohne Klischees.
Juan Lucas Aisemberg (viola), Oli Bott (vib), Arnulf Ballhorn (b), Tuyêt Pham (p)
Aktuelle CD:
Astor – Artists Own Label-NRW 2044/NRW-Jazz