Intendant Johannes Wildner bringt ab 15. Juli eine noch nicht dagewesene Fassung von W. A. Mozarts „Entführung aus dem Serail“ in die zauberhafte Naturkulisse und rückt dabei Respekt, Toleranz und Achtung vor dem Fremden als Grundpfeiler einer aufgeklärten Gesellschaft in den Mittelpunkt der künstlerischen Auseinandersetzung.
Hoffnung als zentrale Botschaft
Im Musiktheaterschaffen Mozarts bedeutet die „Entführung aus dem Serail“ den Inbegriff einer hoffnungsvollen Aufbruchsstimmung und den Beginn einer völlig neuen Art von Opernschaffen. Inhaltlich stehen die großen Themen Respekt, Toleranz und Humanität im Mittelpunkt. Mozart begann mit der 1782 uraufgeführten „Entführung“ sein gesamtes Opernschaffen in den Dienst der Ideale der Aufklärung, letztlich der Französischen Revolution, zu stellen. „Gerade jetzt hält ‚Die Entführung aus dem Serail‘ eine besondere Botschaft bereit: Sie zeigt uns, wie wichtig es ist, sich nicht entmutigen zu lassen und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu wahren. Mozart führt uns vor Augen, dass nicht Angst vor Veränderung die Triebfeder der Gesellschaft ist. Neugierde und Entdeckerleidenschaft treiben den Menschen zu neuen Formen des Daseins als Kulturwesen.“, so Intendant Wildner.
Opernliebhaber erwartet in der Burg Gars eine besonders gefühlvolle, kammermusikalische Bearbeitung von Mozarts Singspiel, die auf Intimität und Unmittelbarkeit setzt, wie Johannes Wildner erläutert: „Das bedeutet keineswegs eine künstlerische Schmälerung von Mozarts genialem Werk. Im Gegenteil, unsere eigens adaptierte Fassung soll das Augenmerk der Opernfreunde im besonderen Maße auf die zentralen Aussagen des Komponisten lenken – all das vor dem historischen Hintergrund der Musiktheaterproduktion in Wien im Übergang von der Spätzeit Maria Theresias zu der dynamischen Theaterszene in der Zeit von Joseph II.“
Handlung schonungslos offengelegt
Auf den weder dramaturgisch noch musikalisch zwingend notwendigen Chor wird in der „Garser Entführung“ verzichtet. Anstatt des Opernorchesters kommen ein Streichquintett und ein Akkordeon zum Einsatz. „Das Drama wird sublimiert zwischen sechs Personen inszeniert und der künstlerische Fokus klar auf die Figurenbeziehungen und die Dialogsituationen gerichtet. Dabei soll der Kern der Handlung schonungslos offengelegt werden.“, betont der Intendant. Im Zentrum steht das Drama einer Frau, die zwischen zwei Männern steht. Dass ein solches Geschehen nicht gut ausgehen kann, hat Mozart nicht nur gewusst, sondern auch komponiert. Sein Handicap in den Achtzigern des achtzehnten Jahrhunderts war das kaiserliche Gesetz, dass alle Theaterstücke ausschließlich mit einem Happy End schließen mussten. Mozart hat mit den Waffen des Geistes gegen diesen Zwang gekämpft und ein Finale komponiert, das das geforderte Happy End als Trugbild vorspielt. Dazu merkt Johannes Wildner an: „239 Jahre nach der Uraufführung, zeigen wir in Gars erstmals eine Version, die dem entspricht, was in der Konzeption Mozarts erkennbar, wahrscheinlich und vernünftig ist. Eine Entführung, die auf ihre Kernaussage zurückgeführt ist und alles zensurbedingte Beiwerk beiseitelässt.“
Die junge griechisch-österreichische Regisseurin Lisa Padouvas inszeniert diese Fassung von Johannes Wildner mit der Verve einer aufstrebenden Newcomerin, aber auch mit den vielfältigen Erfahrungen, die sie in der Zusammenarbeit mit bedeutenden Altmeistern des Regiehandwerks in der Wiener Staatoper sowie in der Oper Burg Gars sammeln konnte.
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