Sherrie Levine a pair of shoes 1974


Verborgene Gedanken visueller Natur

1. Aug. bis 31. Dez. 2021
In der „ärztlichen Wohnung“ im Hochparterre des Hauses unterhielt Freud von 1896 bis 1908 seine Ordination. Nun ist dort die Dauerausstellung „Verborgene Gedanken visueller Natur“ zu sehen – eine Präsentation ausgesuchter Werke der Konzeptkunstsammlung des Sigmund Freud Museums, die 1989 mit einer Installation des amerikanischen Künstlers Joseph Kosuth ins Leben gerufen wurde.

Zwölf ausgewählte Arbeiten von John Baldessari, Wolfgang Berkowski, Pier Paolo Calzolari, Jessica Diamond, Georg Herold, Susan Hiller, Ilya Kabakov, Joseph Kosuth, Sherrie Levine, Haim Steinbach, Franz West und Heimo Zobernig in den Räumlichkeiten der „ersten“ Ordination Freuds wieder.

Die Werke von Joseph Kosuth und Heimo Zobernig werden im ehemaligen Wartezimmer gezeigt, das ab 1902 der berühmten Psychologischen Mittwochs-Gesellschaft als Versammlungsort diente: Kosuths Installation leistet der Integration von neuem Gedankenmaterial in das schon vorhandene Vorschub. Auch in der Arbeit Zobernigs rückt die strukturelle Gemeinsamkeit von Vision und Wirklichkeit einmal mehr ins Zentrum der Auseinandersetzung.

Auf der Veranda sind Arbeiten von Wolfgang Berkowski und Sherrie Levine ausgestellt, in denen sprachliche sowie objekthafte Fundstücke zu künstlerischen Leitfiguren avancieren. Im Behandlungszimmer, in dem die AnalysandInnen auf der Couch liegend gemeinsam mit Freud das Verfahren der „Talking Cure“ entwickelten, fließen Kernthemen der Psychoanalyse in die künstlerischen Untersuchungen ein: Georg Herold beantwortet die Frage, „ob unsere ‚kulturelle‘ Sexualmoral der Opfer wert ist, welche sie uns auferlegt“ mit kritischem Witz. Steinbach verweist auf die Möglichkeiten der Verständigung im Zuge der psychoanalytischen Therapie und bringt die „Talking Cure“, mit „AHA!“ im buchstäblichen Sinn des Wortes aufs Tapet. Für John Baldessari bilden fotografische Referenzen den Ausgangspunkt, um Affinität sowie Diskrepanz des Un-Heimlichen ins Bild zu setzen und Susan Hiller erprobt in ihrer umfassenden Beschäftigung mit den Archivalien aus Freuds Nachlass die „Erkenntnis des Eigenen im Anderen“. Im Zentrum gelangt Franz Wests „Liège“ von 1989 zur Aufstellung. Dort, wo vermutlich Freuds Couch stand, erhebt sich nun auf weißem Podest ihr roh zusammengeschweißtes Pendant, das weniger zum Verweilen einlädt als vielmehr auf den instrumentellen Charakter des psychoanalytischen Settings verweist.

In jenem Zimmer, in dem Freud die Traumdeutung schrieb, findet sich Jessica Diamonds selbst- sowie fremdreferenzielle Arbeit „Me Constellation“. Ilya Kabakov entwickelt – heute an jener Stelle, an der vermutlich vormals Freuds Schreibtisch stand – mit vorgefundenen Möbeln seine spezifische Symbolik: So betont das künstlerische Arrangement die einstige Funktion des Raumes und erweitert diese um die autobiografische Geschichte „Der Mensch, der ins Bild“ flog.

In der Küche, durch die man die Ordination nach Beendigung der Sitzung vormals diskret verlassen konnte, benennt Pier Paolo Calzolari mit „Avido“ (dt. „Gier“) den Tatbestand des sexuellen Begehrens.

Mit seiner bis heute im Original erhaltenen Raumstruktur ist nicht nur der „Ursprungsort der Psychoanalyse“ eindeutig definiert. Heute tragen zudem die erstmal permanent präsentierten Werke der Konzeptkunst zu jenen Inhalten bei, mit denen sich Freud einst an diesem Ort beschäftigte: Dabei werden Fragen nach der Beziehung zwischen den Geschlechtern ebenso zum Thema erhoben wie die mögliche Diskrepanz zwischen Erlebtem und Erinnertem oder zwischen individueller und gesellschaftlicher (Selbst-)Bestimmung. Das enge, einander bedingende Verhältnis zwischen Kunst und Umraum unterscheidet sich hier wesentlich von den Kriterien des neutral gestalteten „White Cube“, wie er meist für die Präsentation zeitgenössischer Kunst favorisiert wird – da die in und mit Freuds ehemaliger Wirkungsstätte und all ihren historischen Implikationen korrespondierenden Kunstwerke an diesem Ort mit ihrem Umfeld zu einer Wirkungseinheit verschmelzen.

Details zur Spielstätte:
Berggasse 19, A-1090 Wien

Veranstaltungsvorschau: Verborgene Gedanken visueller Natur - Sigmund Freud Museum

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