Ausgehend von Tadeusz Kantors „Theater des Todes“ entwirft Fritsch seinen Film „Faust Sonnengesang“ und lässt Gründgens vor den sich peitschenden Buben von Manila in Ekstase sterben. Polymorph begabt fügt Fritsch die zerstückelten Glieder von Osiris zusammen und schließt sie mit den Blutbahnen von Jim Morrison kurz, in denen Nicos Gesang übers „Heroin, diesen Meister aus Deutschland“ rauscht. Seit mehr als 15 Jahren reist Fritsch für seinen Film durch die ganze Welt und sammelt Eindrücke für ein Archiv von Augenblicken, für die sich das Verweilen lohnt: „Die polymediale Installation Faust Sonnengesang soll helfen, ein Theater des Jetzt, als Zukunftsperspektive einer Göttlichen Komödie in den Raum zu stellen: die Zeit als Messer, das das Jetzt vom Jenseits trennt, wird aufgehoben sein.“ Ausgehend von erstmals gezeigten Ausschnitten aus dem opus magnum wird Stefan Zweifel versuchen, Fritschs Projekt und seinen geistigen Ahnen auf die Schliche zu kommen.
Werner Fritsch wurde 1960 geboren, erhielt für seine Arbeit unter anderem den Robert-Walser- und den Ingeborg-Bachmann-Preis. Er war mehrere Semester lang Gastprofessor für Dramatik/Neue Medien am Leipziger Literaturinstitut. Heute lebt er wechselweise in der Hendelmühle nahe dem kleinen Ort Wondreb, Landkreis Tirschenreuth, und in Berlin.