Götterdämmerung

21. Nov. 2010 bis 24. Juli 2011
„Stark ist Kosky da, wo er von Leerstellen ins plastische Erzählen gelangt. Der Taktstock zum Vorspiel ist noch nicht erhoben, da betritt eine splitternackte Greisin die Bühne. Es ist Ur-Mutter Erda. Ohne theatralischen Pomp entsteht ein Bild, das sich einbrennt: Welk ist das Wissen der Welt geworden. Wer jetzt nach der Macht greift, ignoriert es kalt.” (WAZ)

Musikalische Leitung Stefan Soltesz
Inszenierung Barrie Kosky
Bühne Klaus Grünberg
Kostüme Klaus Bruns
Choreinstudierung Alexander Eberle

Der letzte Teil von Richard Wagners vierteiligem Musikdrama „Der Ring des Nibelungen“, die 1876 in Bayreuth uraufgeführte „Götterdämmerung“, ist zugleich das Finale und die Keimzelle der gesamten Tetralogie. Die erste Prosaskizze datiert bereits aus dem Revolutionsjahr 1848. Doch das Drama um „Siegfrieds Tod“, wie Wagner diesen Teil seines Bühnenfestspiels noch lange nannte, erfuhr immer neue Erweiterungen rückwärts in seine Vorgeschichte: Zunächst „Der junge Siegfried“, später dann auch „Das Rheingold“ und „Die Walküre“. Die frühe Konzeption des Werks erklärt, dass hier Züge der Grand Opéra französischen Vorbilds – etwa das Rache-Terzett des 2. Aufzugs oder die Chor-Massierungen der Mannen-Szenen – noch stärker ausgeprägt sind als in den anderen „Ring“-Teilen. Nicht zufällig knüpfen sich an den Titel „Götterdämmerung“ vielfältige Assoziationen. Lucchino Visconti betitelte so seinen Film über den Untergang der Krupp-Dynastie, Hitlers Betreiben, Deutschland im Feuersturm vernichtet zu sehen, wenn es denn den Zweiten Weltkrieg nicht siegreich beenden konnte, war stark von Wagnerschen „Götterdämmerung“-Eindrücken geprägt. Wagners späte Beschäftigung mit Schopenhauer und der Einfluss seiner Frau Cosima setzten der Apotheose des Untergangs allerdings in letzter Fassung noch eine versöhnliche Wendung entgegen: Erlösung durch Liebe. Die Konzeption des Aalto-Theaters, die vier Teile der Tetralogie vier verschiedenen Regisseuren anzuvertrauen, um dadurch auch vier verschiedene Blickwinkel auf das Gesamtwerk zu ermöglichen, findet hier ihren Schluss: Nach dem Erschrecken über die Niedrigkeit des Menschen in Tilman Knabes „Das Rheingold“, dem bürgerlichen Pathos der „Walküre“ in Dietrich Hilsdorfs Sicht und dem aufgeklärten Märchen im „Siegfried“ von Anselm Weber erzählt nun der Skeptiker Barrie Kosky die Geschichte „Der Ring des Nibelungen“ zu Ende: als Tragödie, die weder Götter noch Helden braucht.

Details zur Spielstätte:
Opernplatz 10, D-45128 Essen

Veranstaltungsvorschau: Götterdämmerung - AALTO-MUSIKTHEATER

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