Kaum eine Oper ist so klischeehaft mit bestimmten Bildern und Aufführungstraditionen verknüpft wie „Carmen“: Stierkampf, Toreros und rassige Zigeunerinnen. Bizet ist niemals in Spanien gewesen, seine volkstümliche Oper, 1875 uraufgeführt, ist ein Produkt reinster künstlerischer Imagination. Und so zeigt die Essener Inszenierung einfache Menschen von nebenan, die im Ruhrpott von Freiheit und Liebe träumen – dies allerdings am liebsten in einem spanischen Restaurant. Über ihre Sehnsüchte, werden sie erst einmal ausgesprochen, geraten die Figuren plötzlich in die Handlung der Oper hinein, und das Lokal des „Spaniers“ wird zur Arena, in der auf doppeltem Boden ein Kampf um Macht, Liebe und Tod ausgetragen wird, aber auch Witz und Fantasie ihren Platz haben.