Wenn Madame die Wohnung verlässt, schlägt die Stunde ihrer Zofen. Die in Hassliebe miteinander verbundenen Schwestern Claire und Solange zelebrieren dann das Spiel „Gnädige Frau und Zofe“, ein Ritual von Herrschaft und Knechtschaft, Demütigung und Erduldung, Unterdrückung und Gehorsam. Durch eine anonyme Denunziation haben sie die Verhaftung des gnädigen Herrn bewirkt und können ihn nun in ihren heimlichen Träumen aufopfernd begleiten. Aber die Freude ist nur von kurzer Dauer: der gnädige Herr kommt wieder auf freien Fuß und aus Angst, in ihrem Hass entdeckt zu werden, beschließen sie, die gnädige Frau zu vergiften. Als der Mordversuch misslingt, sehen sie sich allerdings gezwungen, Konsequenzen zu ziehen.
In "Die Zofen“ liefert der französische Autor und Enfant terrible Jean Genet ein gutes Beispiel für die Parallelität von Sein und Schein, Imaginärem und Realität. Um diese auf die Spitze zu treiben, forderte er, dass sämtliche Rollen von Männern gespielt werden sollten. „Zwar kann eine Schauspielerin spielen, dass sie Solange ist: aber die Irrealisierung wäre nicht radikal, weil sie ja nicht zu spielen brauchte, dass sie eine Frau ist.“