Aus dem Französischen von Frank Heibert und Hinrich Schmidt Henkel
UA Zürich 2006
Annette und Alain Reilles sind bei den Houillés zu Gast. Ein unschöner Anlass, denn Ferdinand, der 11-jährige Sohn der Beiden, hat dem gleichaltrigen Sohn von Véronique und Michel bei einer Prügelei zwei Schneidezähne ausgeschlagen. Nun haben sich die wohlsituierten und gebildeten Ehepaare getroffen, um gemeinsam zu beraten, wie man sich pädagogisch richtig verhält, so konsensbemüht, wie es unter zivilisierten Menschen üblich ist. Zunächst geben sich die Reilles zerknirscht, was es den Houillés ermöglicht, großzügig zu erscheinen. Doch unversehens brechen sich archaischere Impulse Bahn. Wer war denn nun der Schuldige? Wurde Ferdinand provoziert, oder verweist sein rabiates Verhalten auf Eheprobleme zwischen Alain und Annette? Was ist schlimmer: dass die hypernervöse Annette quer über Véroniques Kunstbände kotzt, oder dass Véronique das Wohlergehen ihrer Bücher über das Wohl ihres Gastes stellt? Dass Michel den Hamster seiner Tochter ausgesetzt hat, oder dass Alain einen Pharmakonzern mit einem gesundheitsgefährdenden Medikament juristisch vertritt, und zwar ständig am Handy?
Ein grotesker Kampf entwickelt sich nicht nur zwischen den Ehepaaren, sondern gipfelt in der Auseinandersetzung jeder gegen jeden, so dass am Schluss „Der Gott des Gemetzels“ – wie seit Jahrtausenden schon – die Oberhand behält.