Die Ära von Präsident Obama ist vielleicht ein guter Zeitpunkt, um das Stereotyp vom schwarzen Mann als Bedroher der weißen Frau, das seit vier Jahrhunderten dazu herhalten muss, Wahlen zu gewinnen und Gefängnisse zu (über)füllen, zu überprüfen, neu zu denken und hoffentlich zu entschärfen. Shakespeares um 1603 entstandenes Stück ist noch immer ein provokanter Spiegel. Der Krieg im Nahen Osten ist nach wie vor eine globale Krise, eine nationale, zu anderen Zwecken manipulierte Ablenkung und überraschenderweise auch die Chance für die Führer einer neuen Generation.
Shakespeares Universum aus Betrug, Zweideutigkeit und brodelnder Erfindung verweist auf unsere Welt impulsiver, digitaler Sofortkommunikation, gedankenloser E-Mails und Nachrichtensendungen rund um die Uhr. Shakespeare dringt in die Tiefen des Unbewussten mit einer Poesie vor, die an unsere Unsicherheiten, unsere armseligen, gierigen Fantasien und den geheimen Verrat an den von uns am meisten geliebten Grundsätzen und Menschen rührt. In diesem Stück werden Menschen und Völker durch das ständige Wiederholen niemals ausgesprochener Worte und niemals ausgeführter Taten zerstört, und Lügen werden so mächtig und beständig verbreitet, dass man fast glauben könnte, dass die Wahrheit einfach chancenlos ist. Aber die Halbwahrheiten scheinen endlos Karriere zu machen.
Shakespeare erkennt und erforscht unsere Neigung, den Himmel in die Hölle zu verwandeln, aber er stellt auch klar heraus, dass wir den Himmel dennoch sehen und berühren können.