Im Mittelpunkt des Themenjahrs steht
die Niedersächsische Landesausstellung Otto IV. – Traum vom welfischen Kaisertum (8. August bis 8. November 2009) des Braunschweigischen Landesmuseums unter der Schirmherrschaft des Niedersächsischen Ministerpräsidenten, Christian Wulff. In der Ausstellung werden mehr als 200 eindrucksvolle Exponate aus internationalen Museen, Bibliotheken und Sammlungen gezeigt, die das Leben des Kaisers facettenreich widerspiegeln. Die einzigartige Ausstellungsfläche an einem zentralen Ort seines Lebens, dem Braunschweiger Burgplatz mit dem Dom Sankt Blasii und der Burg Dankwarderode, ermöglicht der breiten Öffentlichkeit einen beeindruckenden Einblick in die Zeit Kaiser Ottos in einem mittelalterlichen Flair. Für die Ausstellung werden der Dom und die Burg Dankwarderode wieder miteinander verbunden, so, wie es in der Zeit Heinrichs und Ottos einst war.
Mit einem umfangreichen Erlebnisprogramm von Mai bis November feiert die Stadt Braunschweig das Kaiserjahr 2009 und lässt das Mittelalter wieder lebendig werden.
Schwertleite, mittelalterliche Musik und eine Tafelrunde
Mit dem historischen Pfingstfest, dem Hoftag von 1209 vom 29. Mai bis 1. Juni, wird das Kaiserjahr 2009 eröffnet. Der Burgplatz wird zur Bühne, auf der höfische Rituale inszeniert werden. Otto IV. und die bedeutenden Reichsfürsten des Quedlinburger Wappenkästchens werden zur Tafelrunde erwartet. Die Knappen üben sich in ihren Kampftechniken, mittelalterliche Musik und Tänze umrahmen die Szenerie. In einem feierlichen Ritual erhebt Kaiser Otto junge Knappen in den Ritterstand.
Besondere Höhepunkte sind die szenischen Darstellungen des Hoftags. Den Abend beschließt der Braunschweiger Feuerzauber am 30. Mai 2009.
Auf Entdeckungsreise gehen in Braunschweig
Der neu konzipierte Mittelalterweg lädt Individualtouristen erstmals zur Spurensuche in die mittelalterliche Löwenstadt ein. In den jahrhundertealten Kemenaten, den aus Stein gemauerten „guten Stuben“ eines Fachwerkhauses aus dem 12. bis 14. Jahrhundert, werden Geschichten vom Leben und Arbeiten in der vergangenen Zeit erzählt.
In einer ganzjährigen Audioguide-Führung für Individualtouristen führt Kaiser Ottos Truchsess, Gunzelin von Wolfenbüttel, als historisch authentische Figur durch die mittelalterliche Welfenstadt. Der elektronische Stadtführer beschreibt 26 ausgewählte mittelalterliche Sehenswürdigkeiten in Wort, Bild und Ton auf einer frei wählbaren Route. Der vergnügliche Rundgang wird in deutscher und englischer Sprache angeboten.
Höhepunkte der Stadtführungen sind authentische Konzerte mit mittelalterlicher Musik aus der Wienhäuser Liederhandschrift, einem der ältesten deutschen Liederbücher von etwa 1470, bis hin zu gregorianischen Gesängen.
Komm mit in Ottos Welt!
Zeitreise ins Mittelalter – Aktiv- und Erlebnisprogramm für Kinder. Die Führung beantwortet die Frage: „Wie lebten Kinder zu Zeiten Ottos IV.?“. Im Mittelpunkt der gemeinsamen Zeitreise ins Mittelalter stehen zwei Kinder, die im Braunschweiger Viertel um Sankt Michaelis aufgewachsen sind. Sie entführen während der Stadtführung die kleinen Besucher in ihre Welt.
Spannende Schaukämpfe, Einzug der Ritter
Das große Braunschweiger Ritterturnier mit über 300 Akteuren lädt am 12. und 13. September Jung und Alt in die Löwenstadt ein. Höhepunkte sind Schwertkämpfe zu Fuß und mit Pferden. Mittelalterliche Atmosphäre entsteht im Heerlager der Ritter und beim mittelalterlichen Markt mit Handwerkskünsten, Gauklern, Musikern, Tavernen und einem Badehaus. Am Samstagabend können sich die Gäste des Ritterturniers von einem mittelalterlichen Konzert mit anschließender Feuershow begeistern lassen.
Europäische Minnesänger, mittelalterliche Konzerte und ein Tavernenfest
Die Kaiserstadt Braunschweig steht im Juli und im Oktober ganz im Zeichen der mittelalterlichen Kunst des Minnesangs. Die Minne brachte die meist hoffnungslose Liebe zu einer verehrten Frau zum Ausdruck. Sie widmete sich aber auch politischen, moralischen und religiösen Themen. Besondere Stimmung kommt auf, wenn die mittelalterlichen Sänger vom 15. bis 18. Oktober 2009 beim Europäischen Minnesang-Festival „Her keiser, sit ir willekommen“ in Braunschweig zum Wettstreit rufen. Interessante Vorträge, authentische Konzerte und schließlich ein spannender internationaler Sängerkrieg zu Ehren Ottos IV. erwarten den Besucher. Nationale und internationale Künstler tragen in mittelalterlicher Sprache und vor beeindruckender historischer Kulisse im Altstadtrathaus, im Dom Sankt Blasii und in der Martinikirche ihre Lieder vor und streiten um den Ruhm des Besten. Ein besonderer Höhepunkt ist der Auftritt des bekannten Tenors John Potter aus England. Schon im Sommer gibt es dazu die Preview-Veranstaltung „Minne meets ....?“ mit dem öffentlichen Musikwettbewerb „Braunschweigs schönstes Liebeslied“ am 17. und 18. Juli, bei dem die Welfenstadt den besten modernen Minnesänger sucht.
Riccardo I. von Georg Friedrich Händel
Am 4. Oktober 1209 wurde Braunschweig Kaiserstadt – genau vor 800 Jahren wurde Otto IV. durch Papst Innozenz III. in Rom zum Kaiser gekrönt. Anlässlich dieses großen Jubiläums bieten das Braunschweigische Landesmuseum und der Dom Sankt Blasii ein feierliches Programm an. Als einer der Höhepunkte bringt das Staatsorchester Braunschweig mit Gesangssolisten den Krönungsanthem von Georg Friedrich Händel, Ausschnitte aus Händelopern, zum Beispiel Ricardo Primo und Krönungsmusiken James II. von Henry Purcell zu Gehör.
Touristische Reisepakete und besondere Stadtführungen für Familien, Kinder, Senioren, geschichtsinteressierte Kultur- und Städtereisende und Mittelalterfans bieten ein maßgeschneidertes Programm für einen Besuch in der traditionsreichen Welfen- und Hansestadt.
Gezeigt werden zahlreiche Grafiken und Gemälde Kokoschkas, Fotos, wertvolle Bücher und so manches außergewöhnliche Objekt. Sie lassen Kokoschkas Begegnungen mit den bedeutendsten Persönlichkeiten des Kultur- und Geisteslebens im 20. Jahrhundert lebendig werden. Die Liste seiner Freunde und Bekannten liest sich wie ein Who-is-Who, darunter Karl Kraus, Adolf Loos, Arnold Schönberg, Ernst Krenek und Alma Mahler. Wichtige Leihgaben aus dem Lentos Kunstmuseum Linz, dem Museum der Moderne Salzburg, dem Schönberg Center Wien, der Krenek Stiftung Krems, der Universität für angewandte Kunst Wien und privaten Leihgebern ergänzen dabei die Bestände, die die Geburtsstadt des berühmten Malers besitzt.
Die Ausstellung spannt einen dichten Bogen von Kokoschkas Frühzeit bei der Wiener Werkstätte und seinem skandalreichen Debüt 1908 bis zu seinen letzten Lebensjahren. „Engländer werden sagen: ‚This is name-droping‘, doch in einem langen Leben und auf vielen Reisen trifft man viele Menschen, und es macht dann keinen so großen Unterschied, ob sie in die Geschichte eingegangen sind oder der Vergänglichkeit angehören“, kommentierte OK seine Begegnungen mit Literaten, Komponisten, Bühnenstars, Wissenschaftlern, Politikern und Lebenskünstlern. Viele von ihnen hat er in Porträts festgehalten. Eines davon, zugleich ein Highlight der Ausstellung, ist das Bild von Marcel von Nemes (1929), einem bedeutenden deutschen Kunstsammler, aus dem Lentos Kunstmuseum. Wie die Ausstellung vor Augen führt, haben die vielen Begegnungen Spuren in Kokoschkas Kunst hinterlassen. Sie vermitteln zugleich ein Stück Kultur- und Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts mit all seinen Höhenflügen und Katastrophen.
Hoch über der Stadt thront die mittelalterliche Burg Trausnitz, der Stammsitz der Herzöge von Niederbayern. Inmitten der Altstadt erhebt sich die Stadtresidenz. Diese wurde in den Jahren 1536 bis 1543 nach dem Vorbild des spektakulären Palazzo Te in Mantua für Herzog Ludwig X. errichtet. Als erster Renaissancepalast nördlich der Alpen ging sie in die europäische Kunstgeschichte ein.
Herzog Ludwig X. von Bayern (1495 bis 1545) war zunächst nicht für die Regierung bestimmt. Sein Vater, Herzog Albrecht IV., war die steten Erbstreitigkei-ten und Landesteilungen leid und hatte 1506 das Regierungsrecht des jeweiligen erstgeborenen Sohnes festgelegt. Dennoch erzwang der zweitgeborene Ludwig 1516 von seinem älteren Bruder Wilhelm IV. die Mitregierung. Wieder versöhnt, verfolgten beide dieselben politischen Ziele.
In seiner Residenzstadt Landshut entfaltete Ludwig eine prächtige Hofhaltung. Ganz auf der Höhe seiner Zeit, interessierte er sich für die Kunst der Renaissance und der Antike und förderte bedeutende Wissenschaftler wie den Geschichtsschreiber Johannes Aventin, den Astronomen Peter Apian und den Orientalisten Johann Albrecht Widmannstetter. Seine Regie am Hof der verschwägerten Gonzage in Mantua gab Ludwig den entscheidenden Impuls für sein Vorhaben.
Die Kunst der italienischen Renaissance kündigte sich in den Gemälden Hans Wertingers an, des liebevollen Chronisten des sinnenfreudigen Landshuter Hoflebens. Die Bildnisse des Hofporträtisten Barthel Beham, die Architektur und die künstlerische Ausstattung der Stadtresidenz standen bereits ganz im Zeichen der neuen Epoche. Meister aus Mantua wirkten in Landshut, unterstützt von in Italien geschulten Künstlern des Münchner Hofs, aus Salzburg und den Niederlanden. Ludwig erwies sich als innovativer Auftraggeber von großer Bedeutung für die Kunst in Bayern und für die Begründung der herzoglichen Kunstsammlungen.
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Extravagante Ballkleider und exaltierte Hüte, Brautkleider und Trauerroben, Korsett und Stiefelette, Trotteurkostüm und Stadtpelz, aber auch Skihose, Reitkostüm oder Tennisdress sind vertreten. Denn modernes Freizeitverhalten lockerte die strenge Etikette und brachte den Frauen ein gewisses Maß an Bewegungsfreiheit. Auch das Schönheitsideal veränderte sich – von der Wespentaille hin zum "gesunden" Reformkleid, auch wenn die Widerstände dagegen enorm waren.
Auf der Mariahilfer Straße entstanden im späten 19. Jahrhundert große Kaufhäuser, die Konfektionsware anboten und zu Freizeiteinrichtungen für Frauen wurden. Adelige und neureiche Bürger ließen ihre Maßkleidung bei Couturiers anfertigen. Was trage ich wann? Diese Frage beschäftigte gutsituierte Damen und Herren permanent: Das Wissen um die "feinen Unterschiede" in Geschmack und Auftreten hatte großen Einfluss auf den gesellschaftlichen Erfolg, ob beim Ringstraßen-Korso oder am Hofball. Allzu grelle Farben galt es tunlichst zu vermeiden, waren diese doch den Damen der "Halbwelt" vorbehalten.
Der Wiener Stil orientierte sich an der Modemetropole Paris, war allerdings von deren Extravaganz weit entfernt. Im Unterschied zur aufwändigen und durchwegs unbequemen Damenmode kleideten sich die Herren konservativ und funktional. Auch die Ringstraßenzeit hatte ihre Mode-Ikonen: Kaiserin Elisabeth oder der Wiener Bürgermeister Karl Lueger wurde vielfach kopiert. Doch nicht nur die elegante Society-Welt ist in der Ausstellung ein Thema, sondern auch der Alltag der einfachen Leute abseits der noblen Salons.
Die Modesammlung des Wien Museums ist der "größte Kleiderschrank" der Stadt und hat internationale Bedeutung. Die Ausstellung präsentiert rund 300 Highlights aus diesem Fundus: Neben Kleidern und Ensembles sind Accessoires wie Fächer, Sonnenschirme, Spazierstöcke oder Hüte zu sehen. Begleitet wird die Mode-Schau von prachtvollen Gemälden der Wiener Belle Epoque – u. a. von Hans Makart, Anton Romako und Wilhelm Gause.
In der Ausstellung sind Arbeiten von 23 Künstlerinnen und Künstlern zu sehen, darunter zehn ortsspezifische und speziell für die Ausstellung entwickelte Werke. Nach der viel beachteten Ausstellung "Wiener Linien. Kunst und Stadtbeobachtung seit 1960" (2004), findet im Wien Museum, einem kulturgeschichtlichen Museum mit breit gefächerter Ausrichtung von Klimt bis Alltagskultur, nun wieder eine große Schau mit zeitgenössischer Kunst statt!
Der Haerdtl-Bau blieb bis in die 1990er-Jahre der einzige österreichische Museumsneubau. Haerdtl, ein langjähriger Partner von Josef Hoffmann, gilt als einer der bedeutendsten Architekten und Designer der Nachkriegszeit. Die Innengestaltung des Museums ist von hoher Qualität, der nüchterne Bau selbst aber blieb umstritten. Er steht beispielhaft für jene moderate Moderne, die typisch war für die Zeit des Wiederaufbaus: Verlässlichkeit statt Risiko, Anpassung statt Radikalität. Das Kulturklima war repressiv, politischer Konsens höchstes Gebot.
Die künstlerischen Beiträge korrespondieren auf unterschiedliche Weise mit den 50er-Jahren: Manche beziehen sich auf die Architektur, gestalterische Details und die rigide Atmosphäre des Museumsbaus, andere generell auf das ästhetisch-politische Klima der Nachkriegszeit – auch in anderen Ländern.
In vielen Kulturen ist es nicht üblich, speziell angefertigtes Spielzeug zu kaufen. Auf allen Kontinenten basteln sich daher gerade Kinder aus den armen Regionen unserer Welt ihr Spielzeug selbst.
Die Kreativität der Kinder scheint grenzenlos und ihr technisches Verständnis und handwerkliches Geschick bewundernswert. Jedes Fahrzeug aus Draht, Blech oder Plastik, jede Puppe, der selbst gebastelte Kopfhörer oder das Maschinengewehr aus Holz erzählen eine Geschichte aus der Welt seines kleinen Erbauers. Das Spielzeug berichtet von seinen Träumen, seinen Wünschen, aber auch seinen Ängsten. So originell und spaßig die Spielgeräte aussehen, so abgründig sind mitunter die Hintergründe, vor denen die Objekte entstanden; die Spielsachen lassen nicht selten traumatische Erlebnisse erahnen: Bürgerkrieg, Umweltzerstörung oder auch das oft als Gewaltakt empfundene Eindringen des Massentourismus und die damit verbundene abrupte Anbindung an eine fremde Außenwelt.
Der Ethnologe Dr. Fritz Trupp hat die die Spielobjekte während vieler Jahre auf seinen Reisen in Ländern der „3. Welt“ gesammelt. Er hat sie ausführlich dokumentiert und im persönlichen Kontakt mit den Kindern erworben. Wir kennen also bei vielen Objekten die Namen und die Gesichter ihrer kleinen Erbauer und sind über die Lebensumstände unterrichtet. Die Lebensnähe der Ausstellung wird unterstützt durch eine Vielfalt an großformatigen Fotos, die den Lebensalltag der Kinder zeigen. Die Fotos wurden größtenteils von Dr. Fitz Trupp aufgenommen und zeigen die Erbauer beim Spiel mit den Objekten der Ausstellung.
Das Leopold-Museum präsentiert in seiner Ausstellung die Spielsachen im Kontext ihrer Entstehung und lädt zum Staunen, Lachen und Nachdenken, aber auch direkt zum Mitmachen ein. Die kleinen Meisterwerke dieser Kinder können uns aber auch optimistisch stimmen: das Potential an Kreativität wird es ihnen auch in der Zukunft ermöglichen, eine Existenz aufzubauen und zu sichern. Zum anderen können sie auch für unsere Breiten von Bedeutung sein, nämlich als Botschaften fremder Kulturen, die dazu dienen, das Fremde einmal anders wahrzunehmen und eventuelle Ängste gegenüber dem Anderssein abzubauen.
Spielstationen und eine Werkstatt in der Ausstellung sowie ein facettenreiches Rahmenprogramm begleiten die Kinder beim Entdecken von Spielen aus vielen Ländern und laden zu eigener kreativer Aktion ein.
Der 1880 geborene Künstler Aksel Waldemar Johannessen studierte Bildhauerei an der Staatlichen Kunstschule in Oslo und gründete gemeinsam mit seiner Frau eine Werkstätte für traditionelle Trachten und Erzeugnisse der Volkskunst. Er stand in engem Kontakt mit dem norwegischen Dichterpaar Arne und Hulda Garbor, den Begründern des Nordischen Theaters, und entwarf für sie Bühnenbilder und Kostüme. Von seiner Umgebung weitgehend unbemerkt betätigte sich Aksel Waldemar Johannessen seit 1912 auch als Maler. Bis zu seinem frühen Tod entstanden zahlreiche Gemälde, von denen sich der Künstler zeit seines Lebens nicht trennte. In diesen Arbeiten widmet sich Aksel Waldemar Johannessen sozialkritischen Themen aus der Welt der Arbeiter, Trinker und Prostituierten und schildert ihre Sinnlichkeit und Nöte. Seine Bilder geben Einblick in die erschütternden Abgründe menschlicher Existenz. Viele Werke sind in einem krassen Realismus gemalt und rufen eine dramatische expressive Wirkung hervor. Ähnlich wie viele Protagonisten in seinen Bildern steuerte auch der Künstler einem dramatischen Ende zu. Aksel Waldemar Johannessen starb mit 42 Jahren an den Folgen exzessiven Alkoholkonsums. Mit ein Grund war der Kummer über die Krebserkrankung seiner Frau. Sie sollte den Künstler nur kurze Zeit überleben.
Aksel Waldemar Johannessen konnte die erste, von einer prominenten Galerie in Oslo veranstaltete Ausstellung seiner Gemälde nicht mehr erleben. Die Bilder gerieten nach seinem Tod rasch in Vergessenheit. Sein Werk wurde erst 1990 vom norwegischen Kunstliebhaber Haakon Mehren wieder entdeckt. Seither gelten die Bilder von Aksel Waldemar Johannessen als bedeutender Beitrag Norwegens zur Kunst des Expressionismus.
Unterschiedliche Wege waren es, auf denen sich die einzelnen Maler jenen "primitiv" genannten Gegenständen näherten, mit Hilfe deren Formensprache sie das Korsett der Kunsttradition ihrer Kultur zu sprengen suchten.
In Dresden, wo 1905 die Künstlergruppe "Brücke" von Ernst Ludwig Kirchner, Fritz Bleyl, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff gegründet worden war, gab es bereits ein Völkerkundemuseum mit großen Sammlungen aus Überseegebieten. Jedermann konnte schon damals eine Vielzahl von afrikanischen und ozeanischen Kultmasken, Ahnen- und Zauberfiguren und ähnlich „exotisch“ anmutenden Dingen besichtigen. Über deren kulturelle Hintergründe war allerdings wenig bekannt. Die Frage „Wer hat welchen Gegenstand zu welchem Zweck angefertigt und in welcher Tradition steht er damit?“ war aus dem Wissensstand der Zeit heraus einerseits oft nicht zu klären. Andererseits zogen es die meisten Künstler vor, sich von der alleinigen Betrachtung außereuropäischer Objekte stimulieren zu lassen. Es blieb in der Regel beim Konsum von vordergründigen Darstellungsideen ohne die Hinterfragung von geistigen Konzepten. Diese Einstellung ist auf wiederholte Kritik gestoßen.
Als sich jedoch Emil Nolde die Möglichkeit bot, "Urvölker" in ihrem kulturellen Umfeld zu erleben, zögerte er nicht. Von 1913 bis 1914 begleitete er eine vom Reichskolonialamt beauftragte Neuguinea-Expedition. Vor allen anderen beeindruckten ihn Gesellschaften der Südsee, wo nach seiner Ansicht "die Urmenschen" noch als "ein Teil vom ganzen All" existierten.
Ernst Ludwig Kirchners künstlerischer Horizont weitete sich entscheidend durch die Begegnung mit Holzreliefs von den zu den Karolinen gehörenden Palauinseln, einer deutschen Kolonie von 1899-1914. Auf dem sogenannten "Palau-Balken" im Dresdener Völkerkundemuseum entdeckte er einfache, rohe Formen und betonte Konturen in erotisch erscheinenden Motiven. So stark war der von den ungekannt-exotischen Figuren ausgehende Anreiz, dass Kirchner sein Atelier in Dresden mit Tapisserien schmückte, die er mit nachempfundenen "Palau-Figuren" bemalte. Innerhalb kurzer Zeit trat auch eine Begeisterung für afrikanische Formen hinzu. Mehrere afrikanische Figurenhocker vervollständigten bald die Einrichtung. Ihre Formensprache floß zunehmend in Kirchners grafisches Werk ein. Doch hatten diese Objekte auch den unmittelbaren Zweck, als Requisiten, Staffage und Lehrmodelle zu dienen.
Die von Lothar-Günther Buchheim gesammelten Ethnographika haben ihren Ursprung in dem künstlerischen Selbstverständnis, der Lust des umherschweifenden Blickes nachzugeben und auszusuchen, woran das Auge haften bleibt. Auch Buchheim wollte auf den inspirierenden Einfluß von außereuropäischer Kunst nicht verzichten. Bunt, vielfältig, manchmal in schrägem Kontext stehend bildeten deshalb mit Enthusiasmus zusammengetragene Ethnographika einen Teil seiner Atmosphäre, waren überall in Haus und Garten präsent.
Durch die partielle Umgestaltung des Ausstellungsbereiches "Afrika und Südsee" sollen die Besucher des Buchheim Museums sich über kulturelle Grundaspekte der ausgestellten Ethnographika informieren können, sofern sie das möchten. Lothar-Günther Buchheims Konzept vom "Museum der Phantasie" wird dabei nicht verflacht oder gar aufgelöst.
Hat man sich einmal ihre Erscheinungsform, die schlanke Gestalt mit dem dreieckig geschnittenen Gesicht und den langen Haaren, den von Erich Heckel und Ernst Ludwig Kirchner geschaffenen Fränzi-Typus, eingeprägt, begegnet man Fränzi - vorwiegend im Zeitraum von 1910 bis 1911 - auf einer Vielzahl von Gemälden, Aquarellen, Zeichnungen und Druckgraphiken, auch wenn ihr Name nicht im Bildtitel erwähnt wird. Allein im Katalog der Dresdener „Brücke“- Ausstellung im Jahre 2001 figuriert sie auf rund fünfundzwanzig Arbeiten.
Was auf den ersten Blick problematisch erschien, erwies sich in der Realisationsphase als interessantes Experiment, denn die Buchheim’schen Bestände lassen überraschende Gegenüberstellungen zu. Freilich kann und will diese, sich ausschließlich auf Werkkomplexe der Sammlung Buchheim konzentrierende Schau, die rund 150 Gemälde, Arbeiten auf Papier, illustrierte Bücher und Dokumente umfasst, nicht mit den großen Retrospektiven konkurrieren, die in jüngster Zeit Max Beckmann und Lovis Corinth gewidmet waren. Die Werke von Beckmann stammen aus den Jahren 1905 bis 1946, die von Corinth aus dem Zeitraum von 1894 bis 1925.
Beide Maler, Corinth, der Sohn eines Gerbers aus Tapiau in Ostpreußen und der sechsundzwanzig Jahre jüngere Max Beckmann waren Einzelgänger, verfolgten trotz massiver Widerstände beharrlich ihre künstlerischen Ziele und hielten in einer Zeit an der Figuration fest, als abstrakte Tendenzen begannen, das Kunstgeschehen zu bestimmen.
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