Den Grundstein der Sammlung Gegenwartskunst bilden Ankäufe von österreichischen Künstlerinnen und Künstlern, die zum damaligen Zeitpunkt zur jüngeren und mittleren Generation zählten. Die Eröffnungsausstellungen wurden mit Begeisterung von der Kunstszene aufgenommen. „Wie in kaum einem anderen Privatmuseum ist im Stiftmuseum Admont die Crème de la crème der österreichischen Gegenwartskunst vertreten“, urteilte etwa Der Standard (30.5.2003).
Die kontinuierlich wachsende Sammlung Gegenwartkunst des Stiftes Admont besteht inzwischen aus über 1000 Werken von etwa 200 überwiegend österreichischen Künstlerinnen und Künstlern. In den ersten Jahren der Sammlungstätigkeit wurde ein beträchtliches Konvolut an Werken von Vertretern der „Neuen Malerei in Österreich“ erworben. Dazu zählen Werke von Siegfried Anzinger, Erwin Bohatsch, Herbert Brandl, Gunter Damisch, Alfred Klinkan, Alois Mosbacher, Hubert Scheibl, Hubert Schmalix, Walter Vopava, Otto Zitko u. a. Für diese – ob abstrakt oder figurativ – nimmt die Malerei per se eine zentrale Rolle in der Bildwerdung ein.
Resultierend aus den guten Kontakten zur Kunstszene hat sich rasch eine neue spannende Situation ergeben. Im Jahre 2000, also noch vor der Eröffnung des neuen Museums, wurde mit Lois Renner (1961-2021) der damals „modernste Maler Österreichs“ als erster „Artist in Residence“ in das Stift Admont eingeladen. Renner kam mit dem Modell „Festung“ seines Salzburger Künstlerstudios und dem zugehörigen Repertoire an Miniaturobjekten in das Stift. Unter permanenter Neueinrichtung dokumentierte er das mobile Modell in seiner neuen Umgebung. Das war die Geburtsstunde der MADE FOR ADMONT-Schiene.
Seit nunmehr über zwei Jahrzehnten werden im Rahmen der MADE FOR ADMONT-Auftragskunst regelmäßig Künstlerinnen und Künstler zu einem konstruktiven Dialog auf Augenhöhe in das Stift eingeladen. Der strenge und enge Begriff „Auftragskunst“ trifft die Sache eigentlich nicht wirklich. Vielmehr agieren beide Seiten immer als Partner, die ihre Welten in Berührung bringen und aufeinander reagieren lassen – mit dem Ziel, einen künstlerischen Prozess in Gang zu setzen. In den letzten beiden Jahrzehnten sind zahlreiche großartige Werkserien aus diesen Begegnungen entstanden. Es wurden wechselseitig Impulse kreiert, Mehrwerte für beide Seiten geschaffen. Und es ist eine eigene Sammlung daraus entstanden.
Eine zentrale Rolle für die MADE FOR ADMONT-Schiene spielt das Medium Fotografie. Die zahlreichen in Admont entstandenen Kunstwerke sind das Ergebnis spezifischer Verortungsprozesse mit Bezug zur Region, zum Stift und zu den hier tätigen Menschen, zum Museum und zu dessen Inhalten. In mehreren Werkserien nehmen die Admonter Mönche eine tragende Rolle ein. Bereits Lois Renner hat ein Porträt des damaligen Abtes Bruno Hubl in der Stiftsbibliothek angefertigt. Erwin Wurm schuf mit “Brothers & Sisters“ einen Fotozyklus, der im Jahre 2002 für das Museum im Stift Admont realisiert wurde. Für diesen agierten zwei Admonter Mönche als „One Minute Sculptures“. Rudi Molacek hat anlässlich der Eröffnung des neuen Museums im Jahre 2003 unter dem Titel „Admont“ ein Porträt des Stiftes Admont realisiert. Unter den 100 S/W-Fotos finden sich neben für das Museum relevanten Personen aus dem Kunstbereich sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hauses auch Abt und Mönche porträtiert. 2006 hat Konrad Rainer eine Serie großformatiger monochromer Fotoporträts der Admonter Benediktiner in technischer Perfektion angefertigt. Zu einem intensiven Austausch in Gesprächen und Begegnungen zwischen Kunstschaffenden und Konvent kam es im selben Jahr bei der Entstehung der Fotoserie „overall“ (#1 bis #4) von Judith Huemer. Hier wird der Frage um die Wertigkeit der Individualität in einer Mönchsgemeinschaft nachgegangen. Identifikationsmerkmale wie Gesichter und Körper verschwinden im Faltenwurf der Kukullen.
Ein spezielles MADE FOR ADMONT-Sammlungsmodul stellt die Spezialsammlung „JENSEITS DES SEHENS. Kunst verbindet Blinde und Sehende“ dar. Sie besteht derzeit aus 27 Exponaten, die speziell für sehende und blinde Menschen konzipiert wurden. Sie verstehen sich als autonome Inseln, bereit mit allen Sinnen erobert zu werden. Berühren ist erlaubt und empfehlenswert. Das Spektrum reicht von einfachen skulpturalen bis zu hochkomplexen multimedialen Werken. Diese Sammlung befindet sich seit 2002 als „collection in progress“ im Aufbau. Sie wurde erstmals 2012 im Museum des Stiftes Admont in ihrer Ganzheit gezeigt. Als Leihgabe war die Sammlung 2013/14 im „Contemporary Art Center Winzavod“ in Moskau zu Gast: Ein Kunst-Ereignis, das hohe Wellen schlug – mit wiederholten Besuchen, mit Blindenvereinen und Schulklassen sowie mit Kindern, die ihren Eltern und Großeltern lustvoll den Zugang zur Kunst unserer Zeit öffneten.
Ein fixer Bestandteil des jährlich wechselnden Ausstellungsprogrammes waren die KÜNSTLERISCHEN INTERVENTIONEN. Ihnen war ein eigener Raum im ehemaligen Kunsthistorischen Museum (2003-2023) gewidmet, das im Zuge des Jubiläumsjahres neu konzipiert in das Erdgeschoß gewandert ist. Dieser Raum war ein Ort der Resonanzbeziehungen, ein spezieller Dialog-Ort des Sakralen mit dem Profanen, des Erwarteten mit dem Unerwarteten. Transformationen und Prozesse. Die bisher eingeladenen Künstlerinnen und Künstler haben immer wieder aufs Neue überrascht – mit ihren unglaublich vielschichtigen und komplexen künstlerischen Lösungen in ihren Bezügen zum Stift Admont mit seinem nunmehr 950-jährigen kulturellen Gedächtnis.
Der für das gesamte Museum charakteristische Dialog findet sich auch im Naturhistorischen Museum wieder. Dort präsentierte Werke aktueller Kunst beschäftigen sich auf vielfältige Weise mit dem Thema Natur und mit naturhistorischen Sammlungen. Sie korrespondieren und kontrastieren mit den dortigen historischen Präparaten. Nicht selten resultieren sie aus einer ADMONT GUESTS-Einladung.
ADMONT GUESTS in den letzten beiden Jahrzehnten waren diverse sakrale, profane, öffentliche und private Sammlungen. Dazu zählten u. a. die „Sammlung Prinzhorn“ aus Heidelberg und als besonderes Highlight im Jahre 2014 die Sonderausstellung „KÜNSTLERBÜCHER _ ARTISTS’ BOOKS. Internationale Exponate von 1960 bis heute“ mit 8 renommierten Sammlungen aus Österreich und Deutschland.
Die Kunst unserer Zeit findet sich selbstverständlich auch weiterhin im Naturhistorischen Museum, im neuen Kunsthistorischen Museum, im Museum für Gegenwartkunst sowie in der Sonderausstellung anlässlich des Jubiläumsjahres 2024 in den neuen Ausstellungsräumen im ersten Obergeschoss.