Prinzessin Salome wächst am Hofe des Herodes in einer dysfunktionalen Familie auf: Ihr eigener Stiefvater wacht eifersüchtig über sie und wirft ihr begehrende Blicke zu, ganz zum Unbehagen von Salomes Mutter Herodias. Als Salome die Stimme des gefangenen Propheten Jochanaan hört, ist sie sofort eingenommen von dessen Andersartigkeit. Sie möchte Jochanaan küssen, aber dieser entzieht sich ihrem Begehren. Doch Salome ist gewohnt, dass sie bekommt, was sie sich wünscht. Als Herodes sie auffordert, für ihn zu tanzen, stimmt sie zu: Als Lohn fordert sie in ihrer Obsession den Kopf des Jochanaan. Als Herodes sieht, wie Salome in Ekstase die toten Lippen des abgetrennten Kopfes küsst, gibt er abgestoßen den Befehl, sie zu töten.
Die Uraufführung von Richard Strauss‘ Salome 1905 sorgte durch ihre Radikalität für Aufsehen und wurde für den Komponisten dennoch zu einem großen Erfolg. Die Atmosphäre des Untergangs, die am Hof des Herodes herrscht, war auch zur Zeit der Jahrhundertwende spürbar. Strauss‘ Anliegen war es „schärfste Personencharakteristik“ in seiner Musik zu zeichnen: So gelang es ihm, die komplexen Figuren auszuloten, bei denen die Unterscheidung zwischen Opfern und Tätern schwerfällt.