„Ich brauche keine Zaren, Volksaufstände, Märsche… Ich suche ein intimes, aber starkes Drama, das auf den Konflikten beruht, die ich selber erfahren oder gesehen habe, die mich im Innersten berühren können“, schreibt Tschaikowski 1877 an seinen Schüler Sergej Tanejew. Gefunden hat er den Stoff für seine fünfte Oper in Alexander Puschkins 1833 veröffentlichtem Versroman Jewgenij Onegin – einem scharfsinnigen, mild-ironischen Porträt der russischen Gesellschaft seiner Zeit. Tschaikowski wählt nur wenige – fast alltägliche – Episoden zur Vertonung und zeichnet musikalisch sensibel die Seelenbewegungen, das Hoffen, Lieben, Scheitern von vier jungen Menschen in der russischen Provinz nach: der sensiblen Tatjana und ihrer lebenslustigen Schwester Olga, des schwärmerischen Poeten Lenski und des lässigen, dandyhaften Titelhelden Onegin.
Der renommierte Regisseur Dieter Giesing, der an allen wichtigen deutschsprachigen Häusern inszeniert hat (immer wieder auch am Burgtheater – u. a. Schnitzlers Professor Bernhardi mit Joachim Meyerhoff), gibt mit der seit ihrer Uraufführung 1879 meistgespielten russischen Oper seinen Einstand in Klagenfurt.