Der fliegende Holländer hat Gott gelästert und ist dafür zur ewigen Irrfahrt auf den Weltmeeren verdammt. Nach jeweils sieben Jahren bleibt ihm wieder einmal nur ein einziger Tag, um eine Frau zu finden, deren bedingungslose Treue ihn von seinem Fluch erlöst. Keine der bisher geheirateten Frauen jedoch hat die Erwartung erfüllt. Zur Strafe für ihre Seitensprünge fielen sie der ewigen Verdammnis anheim, allerdings ohne jegliche Hoffnung auf Erlösung. Auf seiner Reise durch die Jahrhunderte trifft der Holländer diesmal auf Senta, die Tochter des Reeders Daland, die – angeleitet von der christlichen Tugend des Mitleids und grenzenlosem Idealismus – von der Idee besessen ist, den Irrenden zu erlösen. Schwankend zwischen Wirklichkeit und Naivität im Glauben hält sie ihren Treueschwur bis zur letzten, für sie tödlichen Konsequenz.
Die Sage vom Fliegenden Holländer ist ein bekanntes Motiv der europäischen Literatur der Romantik. Möglicherweise beruht sie auf einer Umformung der Legende von Ahasver, dem "ewigen Juden". Wagner lernte die Geschichte durch Heinrich Heines Erzählung Aus den Memoiren des Herrn von Schnabelewopski kennen. Das dort bereits vorgebildete Motiv der opferbereiten Frau als Erlöserin wird von nun an wie ein roter Faden seine Opern durchziehen. Mit ihrem Text, der sich weit vom konventionellen Opernlibretto des 19. Jahrhunderts abhebt, und seinen kompositorischen Neuerungen steht Der fliegende Holländer im Œuvre Wagners als Oper des Aufbruchs, die "in ihrer Mischung aus archaisierender Gewalt und moderner Nervosität, aus artifizieller Planung und naturhaftem Ungestüm" ihres- gleichen sucht. (Dietmar Holland)
Musikalische Leitung - Peter Marschik
Regie - Torsten Fischer
Bühne und Kostüme - Herbert Schäfer, Vasilis, Triantafillopoulos
Choreinstudierung - Günter Wallner
Dramaturgie - Heiko Cullmann
Katrin Adel, Anna Agathonos, Astrid Weber | Daniel Brenna, Gábor Bretz, Renatus Mészár, Daniel Prohaska
Chor und Extrachor des Stadttheaters Klagenfurt
Kärntner Sinfonieorchester
Regie bei diesem dramatischen Frühwerk von Richard Wagner führt Torsten Fischer, der im Stadttheater Klagenfurt bereits mit der Inszenierung von Aida einen großen Erfolg feierte. Die Partie der Senta singt die Sopranistin Astrid Weber, alternierend mit Katrin Adel. Den Holländer gibt Renatus Mészár, der Boris Godunow der Klagenfurt Inszenierung von 2010. Gabor Bretz, zuletzt an der der Mailänder Scala und bei den Wiener Festwochen zu sehen, übernimmt die Rolle des Seefahrers Daland, die seines Steuermanns Daniel Prohaska. Daniel Brenna singt den Erik. Die musikalische Leitung liegt beim Chefdirigenten des Hauses, Peter Marschik.
Die Gestalt des "Fliegenden Holländers" ist das mythische Gedicht des Volkes; ein uralter Zug des menschlichen Wesens spricht sich in ihm mit herzergreifender Gewalt aus. Dieser Zug ist, in seiner allgemeinen Bedeutung, die Sehnsucht nach Ruhe aus Stürmen des Lebens. [...] Das irdisch heimatlose Christentum faßte diesen Zug in die Gestalt des "ewigen Juden": diesem immer und ewig, zweck- und freudlos zu einem längst ausgelebten Leben verdammten Wanderer blühte keine irdische Erlösung; ihm blieb als einziges Streben nur die Sehnsucht nach dem Tod, als einzige Hoffnung die Aussicht auf das Nichtmehrsein. - Richard Wagner