TEXTE und JAZZ / JAZZ und TEXTE
'E r n s t J a n d l f o r e v e r '
Dieter Glawischnig - Piano
Dietmar Mues - Voice
Eigensinnig soll man sein, sich nicht normieren lassen. Das hat ERNST JANDL immer verfochten. Damit machte er sich, zumal unter den Zeitgenossen der 50er Jahre mit ihrem gemütvollen Kulturverständnis kaum Freunde. 'Die Gedichte traten eine Lawine der Entrüstung los, und ihrem Autor schlug blanker Hass entgegen.
Zur Minderheit der Nicht-Empörten, sondern Begeisterten, weil selbst neue Wege suchend, gehörte damals schon ein Musiker aus Graz. Begonnen hat Ernst Jandls jazz love affair wie jede große Liebe, mit der gelegentlichen Kunst des Seitensprungs. Mitte der sechziger Jahre spitzte ihn ein begeisterter Hörer auf unwiderstehliche Weise an. Der Jandl-Fan hieß DIETER GLAWISCHNIG, ein ortsansässiger Komponist und Pianist, wie Jandl jung und unbekannt. Er war es, der den Jazz-Jandl wenn schon nicht erfunden, so doch gefunden hat' (Dieter Bachmann). Die Freundschaft hielt - und als beide nicht mehr jung und unbekannt, sondern älter und erfolgreich waren, konnte Monumentales in Angriff genommen werden. Als Chef der NDR Bigband 'wünschte er meine Mitwirkung als Sprecher eigener Texte im Rahmen seines Orchesters. Eine Arbeit begann, wie ich sie in ihrer Schwierigkeit und Härte nicht vorgestellt hatte' (Ernst Jandl).
Die große Kunst, das Schwierige, das hart Erarbeitete auf der Bühne leicht und selbstverständlich erscheinen zu lassen, beherrscht DIETMAR MUES exzellent - das ist vom großen Dichter beglaubigt.
Dietmar Mues:
1945 in Dresden geboren, studierte an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg bei Eduard Marks. Er spielte an zahlreichen renommierten deutschen Bühnen, u.a. in Kiel, Nürnberg, Mannheim und gehörte zwölf Jahre lang zum Ensemble des Hamburger Schauspielhauses. Die wichtigsten Theaterarbeiten waren mit Luc Bondy, Jürgen Flimm, Jerome Savary, Heinrich Koch und Ernst Schröder. 1978 erhielt er den Darstellerpreis des Norddeutschen Theatertreffens.Seit 1984 arbeitet er als Schauspieler und Drehbuchautor auf dem freien Markt. Er wirkte in etwa neunzig Fernseh- und Kinofilmen mit, zum Beispiel in der Gaunerkomödie "Gangster", "Solo für Klarinette", "Eine öffentliche Affäre", "Wolfsheim" sowie in diversen Tatort-Folgen. Er ist in zahlreichen Hörspiel-produktionen zu hören, so u.a. als "Gollum" im "Herr der Ringe" und als "Beezle" in "Otherland" von Tad Williams. Seit 1997 Zusammenarbeit mit Dieter Glawischnig, in Text und Jazz-Projekten (v.a. Ernst Jandl).
Dieter Glawischnig:
1938 in Graz geboren; Pianist, Dirigent, Komponist, Pädagoge, Musikwissenschaftler (Dr.phil. 1964); Korrepetitor am Grazer Opernhaus 1968/71, Leiter der Jazzabteilung an der Grazer Musikhochschule 1968/75, Professor an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg seit 1982, Leiter der NDR-Bigband seit 1980; Pianist in den Gruppen NEIGHBOURS (seit 1974 mit Ewald Oberleitner und John Preininger, LP’s mit Anthony Braxton, Fred Anderson, Bill Brimfield) und CERCLE (seit 1992 mit Andreas Schreiber und Tony Oxley, seit 1998 mit John Marshall). Größere Kompositionen in der Tradition einer engagierten Musik, die Jazz als kraftvolles Transportmittel für Texte (‘Botschaften’) einsetzt: mit Ernst Jandl und der NDR-Bigband ‘Laut und Luise’ (1982), und ‘Aus der Kürze des Lebens’ (1989); ‘Die dunkle Seite des Würfels’ nach Texten von Gunter Falk (1986), ‘Als die Synagogen brannten’ (1988); ‚Die geklauten Schlüssel’, Henning Venske; ‚Jedes Ich Nackt’, Texte Ernst Jandl (2002), ‚Es war einmal… und wenn sie nicht’ Grimms Märchen nach Mues (2004). Zahlreiche CD’s mit der NDR-Bigband. Mit Dietmar Mues: Projekte ‘Jazz und Texte’. u.a.‚ Ernst Jandl for ever’, ‚Von Tieren und anderen Menschen’, ‚Liebesgeschichten’ von Heinrich Mann.