Am 7. Oktober waren es nur elf Leute, in der nächsten Woche schon 30, danach sprengten die Massen jeden Raum und bisherige Grenzen. Aus einigen wenigen wurden am 4. November 1989 schließlich 40.000. Sie alle waren Gesichter des Herbstes 1989.
Auch wenn in Jena weder die frühesten noch die größten Demonstrationen stattfanden, so ist die Eigendynamik dieser friedlichen Revolution hier ganz besonders zu spüren. Innerhalb weniger Wochen öffnen sich die bis dahin weitgehend unabhängig voneinander agierenden Kommunikationsräume der drei Großbetriebe sowie der Universität hin zur Stadt. Auf dieser Stadt lag stets ein besonderes Augenmerk, weil sie einerseits als Hochtechnologie- und Universitätsstadt eine wichtige Rolle im „sozialistischen Lager“ spielte, andererseits – und vielleicht gerade deshalb - von ihr wegweisende oppositionelle Bewegungen der 1970er und 1980er Jahre ausgingen.
In Interviews, die die Grundlage der Ausstellung bilden, berichten bekannte und weniger bekannte Jenaer über das bzw. ihr Jahr der Veränderungen – von den gefälschten Volkskammerwahlen im Mai 1989 bis zu den ersten freien Wahlen im März 1990. Sie beschreiben die aufkeimende Unruhe der Ausreisewellen, die Angst während der ersten Demonstrationen sowie die Hoffnungen nach der Maueröffnung, aber auch die Enttäuschungen der späteren Zeit. Und so fügt sich das Mosaik aus den ganz persönlichen Geschichten zu einem Bild, das man heute schon Geschichte nennt.