Das Museum Rietberg präsentiert eine Sonderausstellung zu Persien/Iran und seinen vielfältigen Verflechtungen mit Europa. Die Schau mit rund 200 Werken konzentriert sich auf drei Themen: die künstlerische Beschäftigung mit Persien im barocken Europa, die Auseinandersetzung mit europäischen Bildern im safawidischen Persien (1590–1720) und Gegenwartskunst aus Teheran.
Vor 400 Jahren rückten Europa und Persien, der heutige Iran, näher zusammen: politisch, wirtschaftlich, kulturell und künstlerisch. Europa entsandte Handelsgesellschaften und Mönche; der Schah schickte seine Botschafter. Rubens kam in Kontakt mit persischen Miniaturen, Mohammad Zaman schuf Werke nach den italienischen und französischen Malern Guido Reni und Jacques Stella, die polnische Oberschicht übernahm persische Kleidersitten, und die persischen Künstler entdeckten den europäisch gekleideten Jüngling als erotisches Bildthema. Mit derselben Begeisterung wandten sich Reza Abbasi (tätig um 1590 bis 1635), Afzal al-Tuni (tätig zur Zeit Schah Abbas’ II., regierte 1642–1666) oder Mohammad Qasem (gestorben 1659) dem weiblichen Akt zu, den sie über Stiche kennengelernt hatten. Ihre Darstellungen reichen von unschuldiger Selbstvergessenheit bis zu offenherziger Wollust. Die beiden spätsafawidischen Künstler Mohammad Zaman (tätig 1649–1700) und ’Aliqoli Jebadar (tätig 1657–1716?) entwickelten schließlich einen neuen „fränkischen“ Stil, der europäische Techniken und Themen aufgriff. Den Abschluss dieser Entwicklung stellen großformatige Ölgemälde dar, auf denen Mundschenkinnen, Leibwächter, Armenierinnen und Zeremonienmeister in üppigen Interieurs gezeigt werden, die mit europäischen Luxusobjekten angefüllt sind. Beide, die ganzfigurigen Bilder wie auch die Miniaturen in „europäischer“ Manier, sollten die persische Kunst im 18. und 19. Jahrhundert noch nachhaltig beeinflussen.
Der jeweils andere faszinierte Okzident wie Orient und hinterließ seine besonderen Spuren. Heute ist der Austausch globalisiert. In Biennalen rund um die Welt treffen sich Kunstwerke aus West, Ost, Nord und Süd, unter anderem auch aus dem Iran. Die sieben in der Ausstellung vertretenen Künstlerinnen und Künstler aus Teheran verwenden Elemente aus der Vergangenheit Persiens und kommentieren unsere Gegenwart. Sie kreisen um tiefere Sinnfragen und sind so allgemein verständlich.
bis 12. Januar 2014
Informationen
Museum Rietberg Zürich
Gablerstraße 15, CH-8002 Zürich
Tel. +41 (0) 44/206 31 31
http://www.rietberg.ch
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