Viktor Palmov, Der Erste Mai, 1929, Öl auf LeinwandOleksii Shovkunenko, An einem sonnigen Tag, 1954, Öl auf Leinwand, private SammlungMykola Hlushchenko, Frühlingsgarten,1971, Öl auf Leinwand, Das Nationale Kunstmuseum der Ukraine, KiewSerhii Shyshko, Kiewer Ferne, 1964, Öl auf ­Leinwand, Das Nationale Kunstmuseum der Ukraine, KiewOleksii Shovkunenko, Stillleben mit einem Kuchen, 1940, Öl auf Leinwand, Private Sammlung

Realismus der Farbe

Durch Vermittlung der Galerie P-12 auf dem Parkring in Wien stellt das Wiener Künstlerhaus über 50 Gemälde der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts aus der Sammlung des Nationalen Kunstmuseums der Ukraine in Kiew und pri­vaten Sammlungen aus. Sie geben einen ­äußerst vielfältigen Überblick über die wichtigsten Positionen ukrainischer Kunst von 1910 bis in die 1980er-Jahre.

Farbenfrohe Malerei, Interesse an der emo­tionalen Ausdruckskraft von Farbe und plastische Vielfalt sind die wichtigsten Merk­male der ukrainischen Kunst. Die Gründer der ukrainischen Malerschule im 20. Jahrhundert, Oleksandr Murashko (1875–1919) und Fedir Krychevskyi (1879–1947), kombinierten in ihrem Schaffen Tendenzen der europäi­schen Kunstströmungen der Jahrhundertwende – Postimpressionismus und Aspekte der Secessionsbewegung – mit den tiefgehenden Bildauffassungen der einheimischen Ikonentraditionen und der Volkskunst.
Farbanalysen sind das Hauptthema des Avantgardisten Viktor Palmov (1888 bis 1929), der sich im Rahmen des russischen Kubofuturismus herausgebildet und sich darüber hinaus als Theoretiker und Meister eines eigenständigen Malereisystems in der Ukraine offenbart hat. Dieses System nannte er „Realismus der Farbe“. Landschaftsgemälde, Porträts und Stillleben seines Zeitgenossen Oleksii Shovkunenko (1884–1974) sind von einer greifbaren Lebenskraft, die in Farbe und Rhythmus der Linien ausgedrückt wird, sowie mit einer besonderen, von der Secession inspirierten Raffinesse der Darstellungen geprägt.
In der Entwicklung der Linie von europäischer impressionistischer und post­impres­sio­nistischer Malerei verwandelten die sowjetischen Landschaftsmaler Mykola Hlushchenko (1901–1977) und Serhii Shyshko (1911–1997) die Oberfläche zu einer echten Farbengewalt in ihrer feinen Abstimmung am Rand des Dekors und tiefer Emotionalität.
Der Künstler Anatoli Lymarev (1929–1985) war lange Zeit im Untergrund und nimmt eine Sonderstellung ein. Er hat sich nicht an die offizielle Linie der sowjetischen Kunst gehalten. Der glühende Farbenreichtum seiner Gemälde, die intensive Dramatik seiner Bilder und eine außergewöhnliche künstlerische Aufrichtigkeit rückten den Meister nach seinem tragischen Tod in die erste Reihe der ukrainischen Klassiker des 20. Jahrhunderts.
Die Ausstellung der Galerie P-12 präsentiert das künstlerische Potential der Ukraine im Rahmen eines offiziellen Besuchs des Präsidenten der Ukraine Viktor Janukowitsch am 21. November 2013 in Österreich, wobei auf dem Besuchsprogramm auch ein Treffen mit dem österreichischen Bundespräsidenten Heinz Fischer ansteht. Die Ausstellung erfolgt mit Unterstützung und unter der Patronanz der Botschaft der Ukraine in Österreich und der interparlamentarischen Freundschaftsgruppe „Österreich-Ukraine“.
Die Schau „Realismus der Farbe” zeigt die Vielschichtigkeit und den Reichtum des künstlerischen Lebens in der Ukraine des 20. Jahrhundert, wo sich die offizielle Kunst des sozialistischen Realismus und des Untergrunds, avantgardistische und realistische Tendenzen aufgrund der historischen Besonderheiten vereinigten.
Bei all den Spezifika der Kunstentwicklung in der Sowjetunion verloren die ukrainischen Künstler nie die Verbindung mit der europäischen Tradition, wobei sie diese durch Kreativität und eigenständige Visionen bereicherten.
bis 24. November 2013

Informationen
Ausstellungsort:
Künstlerhaus
Karlsplatz 5, A-1010 Wien
Tel. +43 (0) 1/587 96 63
Di–So 10–18 Uhr, Do 10–21 Uhr
http://www.k-haus.at

Veranstalter:
Galerie P-12
Parkring 12 (Eingang Theodor-Herzl-Platz)
A-1010 Wien
Tel. +43 (0) 660/514 18 05
Di–Fr 10–16 Uhr, Sa 10–14 Uhr
http://www.p-12.at

Leserkommentare

Zum Kommentieren kostenfrei registrieren oder anmelden.