Christoph Raitmayr, Werknummer 13 © TLMChristoph Raitmayr, Werknummer 6 © TLMChristoph Raitmayr, Werknummer 14 © TLMChristoph Raitmayr, Werknummer 13, Detail © TLM

I see you from my window

Das Ferdinandeum widmet dem RLB-Kunstpreisträger Christoph Raitmayr eine Ausstellung.

Der 1977 in Innsbruck geborene Künstler Christoph Raitmayr gestaltet mithilfe unterschiedlicher Versatzstücke aus Architektur, Design und Kunstgeschichte Erinnerungsräume, die sowohl persönliche als auch kollektive Themen reflektieren. Als Hauptpreisträger des Kunstpreises der Raiffeisen-Landesbank Tirol AG 2012 zeigt Raitmayr im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum unter dem Titel I see you from my window fast ausschließlich im Jahr 2013 geschaffene Werke. In ihnen bleibt er dem Prinzip treu, auf niederen Sockeln einfache Modelle von Gebäuden aus dem Biedermeier bis heute, Reproduktionen von Kunstwerken sowie Objekte aus dem Alltag zu bühnenbildartigen Ensembles zu arrangieren.

Inseln der Fantasien
Seinen „Inseln“, wie Raitmayr seine Modelle lapidar nennt, ist das Moment des Geheimnisvollen inne. Sie lassen sich als Orte der Wünsche, Fantasien und Sehnsüchte deuten, worauf nicht zuletzt auch die selten gegebenen Titel, wie zum Beispiel In Träumen versunken (Werknummer 16), verweisen. Seine Inseln erzählen Geschichten, die zwar vom Künstler gestartet, aber von den Betrachterinnen und Betrachtern weitergesponnen werden.

Modelle als Erinnerungsräume
Raitmayr hat sein Studium bei Bruno Gironcoli absolviert. Er ist damit von seiner Ausbildung her Bildhauer. Und als solcher schafft er minimalistische Skulpturen, in denen sich das vordergründig angelegte Modellhafte letztendlich zu einem weitreichenden Geflecht von Assoziationen und Verweisen verdichtet. Das Material, das Raitmayr gemeinsam mit den Architekturmodellen arrangiert, entnimmt er dem Internet. Wolken, Wellen, Bäume, Küsten- und Seelandschaften, Reproduktionen von Kunstwerken, aber auch Objekte wie Segelschiffe oder ein Bett mit Nachtkästchen nehmen den Häusern ihre Modellhaftigkeit und transformieren sie gleichsam zu Porträts persönlicher wie kollektiver Entwürfe.

Befragung der Architektur in Tirol
Ähnlich stringent wie in den Skulpturen verfährt Raitmayr auch in den Zeichnungen, die er im Ferdinandeum erstmals zur Ausstellung bringt. Von mehr oder weniger bekannten architektonischen Vorbildern ausgehend − zumeist dem Führer Österreichische Architektur des 20. Jahrhunderts von Friedrich Achleitner entnommen −, zerstört oder verfremdet er die in präzisen Linien zumeist in verkleinerter Form mittig gesetzten Zitate, setzt neue Architekturteile wie Treppen oder Balkone dazu oder lässt Bäume aus ihnen wachsen. Hier wie dort belegt der Künstler die Architekturvorbilder mit neuen Inhalten oder öffnet neue Betrachtungsweisen, gleichsam als ob er diese gerade durch die Verfremdung einer ironisch-kritischen bis stark persönlich aufgeladenen Überprüfung unterziehen möchte.
bis 5. Januar 2014

Informationen

TIROLER LANDESMUSEUM FERDINANDEUM

Museumstraße 15, A-6020 Innsbruck

Di–So 9–17 Uhr (25. 12. und 1. 1. geschlossen)

Tel. +43 (0) 512/59 4 89-9

http://www.tiroler-landesmuseen.att

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