Henri Matisse, Lorette mit roter Jacke, 1917, Öl auf Holz, Columbus Museum of Art, Ohio, Gift of Ferdinand Howald Henri Matisse, Der Messerwerfer, Blatt aus Jazz, 1947, Schablonendruck (nach Papiers découpés), Stiftung Classen im Kunstmuseum Pablo Picasso MünsterHenri Matisse, Odaliske mit rotem Schmuckkästchen, 1926, Öl auf Leinwnad, Musée Matisse, Nizza. Foto Ville de Nice - Service photographiqueKleid aus bestickter roter Seide, aus dem Nachlass von Henri Matisse, Musée Matisse, Nizza;  Foto Ville de Nice - Service photographique

Henri Matisse – Figur & Ornament

„Im Grunde gibt es nur einen: Matisse“ (Pablo Picasso).

Mit der Sonderausstellung über Henri Matisse widmet sich das Kunstmuseum Pablo Picasso Münster einem grundlegenden Aspekt im Werk des französischen Künstlers: dem Zusammenspiel zwischen Figur und Ornament. Die Bildwelt des französischen Künstlers Henri Matisse (1869–1954) ist geprägt von den faszinierenden Eindrücken des Orients, von Haremsdamen, arabesken Linien und islamischen Textilien. Zeugnis seiner tiefen Bewunderung für die verführerische Welt des Morgenlands sind seine berühmten Odaliskenbilder, die für ihn zum Sinnbild ­eines perfekten Zusammenspiels zwischen Figur und Dekoration werden. Sinnliche Frauenkörper treffen hier auf verschlungene Ornamente und verspielte Muster – ein Bildthema, das der Künstler im Lauf der Jahre meisterhaft variiert.
Für seine künstlerische Arbeit ließ sich Matisse auf zahlreichen Reisen inspirieren. Zwar blieben ihm die geheimnisvollen Gemächer der orientalischen Odalisken in Algerien und Marokko stets verschlossen, die exotischen Impressionen beflügelten seine Fantasie jedoch umso nachhaltiger: Zurück in der südfranzösischen Heimat, inszeniert er die islamische Welt frei nach eigenen Vorstellungen mithilfe seiner weiblichen Modelle und zahlreicher Reisesouvenirs, darunter reich verzierte Kleider, kostbare Stoffe und Teppiche.
Matisse zeigte großes Interesse an Mustern und Stoffen außereuropäischer Kulturen. Er baute eine eigene Sammlung von Tex­tilien auf, deren florale und geometrisch-abstrakte Ornamente er in seine Kunst einfließen ließ und die nach und nach seine Gedanken und seine Bildräume dominierten. Die Ausstellung verdeutlicht, dass der Künstler dabei kein romantisierendes Orientbild bedient. Stattdessen gelingt
ein bis dahin völlig neues künstlerisches Gleichgewicht, in dem er die dekorativen Muster neben den Figuren als gleichwertige Bildelemente gelten lässt: „Ich bin für die Dekoration – dort gebe ich alles, was ich kann … in den Zeichnungen und in der Dekoration bin ich Meister, dessen bin ich mir gewiss“ (Henri Matisse).
In seiner Nizza-Periode ab 1917 nimmt sich Henri Matisse der skizzierten Thematik an. Die Ausstellung nimmt dieses Jahr zum Ausgangspunkt und führt den Besucher mit rund 80 Gemälden, Zeichnungen, Grafiken, Textilien und Skulpturen bis in die späten 1940er-Jahre. In seinem Spätwerk, insbesondere in den grandiosen, farbig orchestrierten Scherenschnitten, wird die menschliche Figur selbst arabeskenhaft verkürzt. Den künstlerischen Höhepunkt dieser Entwicklung bildet die Scherenschnittserie zu Jazz mit ihren dissonanten, grellen Farben.
Die Leihgaben der Sonderausstellung stammen aus großen amerikanischen und europäischen Museen und Sammlungen, da­runter das Musée Matisse in Nizza und das Columbus Art Museum in Ohio, sowie von den Erben des Künstlers. Ergänzt werden die Kunstwerke durch ausgewählte Fotografien, die Matisse mit seinen Modellen im Atelier bei der künstlerischen Arbeit zeigen.
24. November 2013 bis 16. Februar 2014

Informationen

Kunstmuseum Pablo Picasso Münster

Picassoplatz 1, D-48143 Münster

Tel. +49 (0) 251/41 4 47-10

Mo–So 10–18 Uhr, Fr 10–20 Uhr

[email protected]

http://www.kunstmuseum-picasso-muenster.de


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