Sisi auf Korfu

Reisen, Forschen, Philosophie und Naturliebe: Diese Leidenschaften von ­Kaiserin Elisabeth stehen im Zentrum der Sonderausstellung „Sisi auf Korfu”, die das Hofmobiliendepot Wien aus Anlass ihres 175. Geburtstags präsentiert.
Andreasgasse 7, A-1070 Wien

Elisabeth, geboren am 24. Dezember 1837, seit 1854 mit ihrem Cousin Franz Joseph verheiratet und 1898 in Genf ermordet, gehört zweifellos zu den bekanntesten Persönlichkeiten in der österreichischen Geschichte. Bis heute hält die Faszination für „Sisi“ als eine prägende Frauenfigur des 19. Jahrhunderts an.
Das Hofmobiliendepot zeigt selten ausgestellte Möbel und Geschirr aus dem Achilleion, Kunstgegenstände wie Sisis Dak­tylothek, eine umfangreiche Gemmensammlung oder Stücke aus ihrer Antikensammlung, die auf Korfu ihren Platz fanden. Der Frage nach dem Ursprung des Delphins mit Krone, der alle Einrichtungsgegenstände im Achilleion zierte, geht Kuratorin Olivia Lichtscheidl ebenso nach wie der Erwerbs-, Bau- und Ausstattungsgeschichte des neu errichteten Palasts. Eine Dokumentation des Alltags­lebens der Kaiserin während ihrer Aufenthalte auf Korfu beschließt die Schau.

Korfu und das Achilleion – Leidenschaft für die Antike
Korfu war nach Madeira die zweite Station auf Elisabeths ausgedehnten Auslandsreisen, die sie ab 1860 zunächst zur Behandlung ihrer Lungenprobleme unternahm, später aber vor allem wohl auch, um sich von dem von steifer Etikette geprägten Leben auf dem Wiener Hof möglichst oft freizuspielen. Korfu, das sie allerdings erst nach über 20-jähriger Pause wieder besuchte, nahm einen besonderen Stellenwert in Elisabeths Reiseleben ein.
In Europa war rund um Schliemanns Ausgrabungen von Troja (ab 1870) und Mykene (ab 1876) ein großes Interesse für die Antike wach geworden, das die Kaiserin leidenschaftlich und sehr konkret teilte. Sie beschäftigte bis zu vier Griechischlehrer für Alt- und Neugriechisch, begann antike Kunst zu sammeln und war fest entschlossen, den Spuren griechischer Geschichte vor Ort zu folgen. Besonders schwärmte sie für den griechischen Helden Achill. Ihr letzter Sprachlehrer war der junge Constantin Christomanos (1867 bis 1911), der über seine dreijährige Arbeit mit Elisabeth und die gemeinsamen Reisen, auch nach Korfu, nach ihrem Tod ein Tagebuch veröffentlichte.
Als Sisi 1885 erstmals wieder nach Korfu zurückkehrte, war ihre Begeisterung so groß, dass sie den Wunsch äußerte, auf der Insel einen Wohnsitz zu errichten. Franz Joseph war von diesen Plänen nicht sehr angetan, unterstützte sie aber in ihrem groß angelegten Bauprojekt. Zwischen 1888 und 1891 ließ sie anstelle der ehemaligen Villa Braila, die sie von Herrn Tagliavacca erworben und zunächst bewohnt hatte, das Achilleion als Palast im pompejischen Stil errichten. Sie engagierte dafür die beiden italienischen Architekten Raffaele Carito und Antonio Landi. Den österreichischen Maler Franz Matsch beauftragte sie mit einem großen Fresko des siegreichen Achill im Treppenhaus. Im Garten hatte Elisabeth die Marmorskulptur des sterbenden Achill von Ernst Herter aufstellen lassen, die dieser ursprünglich für die Hermesvilla in Wien geschaffen hatte.
Franz Joseph besuchte Sisi im Jahr 1861 auf Korfu und war ebenfalls von der Vegetation und dem Meer beeindruckt. Das Achilleion bezeichnete Sisi als „mein Asyl, wo ich ganz mir angehören darf …“. Dennoch vermisste sie nach Fertigstellung des römisch anmutenden Palasts die bescheidenere Vorgängervilla, was sie nicht daran hinderte, bis 1896 immer wieder den Sommer auf Korfu zu verbringen. Die ungestörten, sehr frühen Morgenstunden auf der dem Meer zugewandten Terrasse waren ihr heilig: Niemand durfte sie zu dieser Zeit in ihren Gedanken stören.
Nach ihrem gewaltsamen Tod stand der Palast einige Jahre leer. Tochter Gisela, als Erbin eingesetzt, hatte kein Interesse da­ran, und so erwarb es schließlich 1907 Kaiser Wilhelm II. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg von der deutschen Wehrmacht besetzt und anschließend bis 1993 als Spielkasino genutzt. In dieser Zeit war das Erdgeschoss bereits öffentlich zugänglich, aber erst 1983 gelangte das Achilleion in griechischen Staatsbesitz. Seit 2003 wird der gesamte Komplex als Museum genutzt.
bis 27. Jänner 2013

Informationen

Hofmobiliendepot, Möbel Museum Wien

Andreasgasse 7, A-1070 Wien

Tel. +43 (0) 1/524 33 57

täglich außer Mo 10–18 Uhr

[email protected]

www.hofmobiliendepot.at

Leserkommentare

Zum Kommentieren kostenfrei registrieren oder anmelden.