Peter Paul Rubens war nicht nur das künstlerische Genie des 17. Jahrhunderts und einer der bekanntesten Maler des Barock. Er war auch Diplomat der spanisch-habsburgischen Krone. Letzteres sollte auch seine Arbeiten prägen. Neben Porträts, Landschaften und mythologischen Werken schuf er vor allem historisch-politische Bilder und religiöse Werke. Wenige Künstler haben auf ihre Zeit einen so nachhaltigen Einfluss ausgeübt wie Rubens. Es gibt keinen Zweig der niederländischen Malerei, auf den er nicht bestimmend eingewirkt hätte. Schon zu seinen Lebzeiten wurde er als Künstler-Unternehmer bewundert; seine Werkstatt war in ganz Europa berühmt. Außerordentlich groß war daher auch die Zahl seiner Mitarbeiter und Schüler und umso größer die seiner Bewunderer. Abgesehen von Rubens’ umfangreichem und vielfältigem künstlerischem Schaffen, avancierte er in den frühen 1620er-Jahren zu einem der angesehensten Diplomaten des 17. Jahrhunderts. Rubens verkehrte mit Königen, Fürsten und den bedeutendsten Heerführern seiner Zeit, er bewegte sich auf den politischen Bühnen Europas und korrespondierte mit wichtigen Intellektuellen. Als Ratgeber und Unterhändler entfaltete er im Einklang mit den Interessen seiner Vaterstadt Antwerpen und der Landesherren in Brüssel an den Höfen in Madrid, Paris, Den Haag und London seine Vision eines befriedeten Europa. Gemälde, aber auch Zeichnungen, Tapisserien, Buchillustrationen, Grafiken und Briefe gaben seinen politischen Ideen weit über Europa hinaus einprägsame Gestalt. Unter Einsatz seiner tagespolitisch zu deutenden Historienbilder leistete er seinen Beitrag, um den 30-Jährigen Krieg zu beenden. Kein anderer Künstler wirkte mit seiner Kunst so direkt auf die politischen Prozesse seiner Zeit ein.
Acht Kapitel
Die Ausstellung Peter Paul Rubens im Von-der-Heydt-Museum in Wuppertal gliedert sich in acht an der Biografie orientierte Kapitel, welche die komplexe Verbindung zwischen künstlerischen und politischen Themen erfahrbar machen. Am Anfang steht „Das Haus des Diplomaten“, in dem nicht nur Rubens’ persönliches Umfeld vorgestellt wird, sondern auch seine literarischen, antiquarischen und politischen Interessen aufgezeigt werden. Während das folgende Kapitel seinen Aufenthalt in Italien beleuchtet, präsentiert das dritte Kapitel den Maler im Dienst seiner wichtigsten frühen Auftraggeber, des Erzherzogs Albrecht und der Erzherzogin Isabella, in Brüssel. „Rubens und die Kirche“ stellt seine Rolle in der katholischen Reformbewegung dar. Neben einer Auswahl
triumphaler Themen für kirchliche und private Auftraggeber werden die Entwürfe für die Antwerpener Jesuitenkirche, die eindrucksvoll die Politisierung der Religion vor Augen führen, gezeigt. Der folgende Themenkomplex, „Zwei Gemäldezyklen für den französischen Hof“, stellt die Entwürfe für den Medici-Zyklus und den unausgeführten Heinrich-Zyklus in den Mittelpunkt. Die Sektion „Friedensdiplomatie“ konzentriert sich auf Rubens’ diplomatisch-politisch wichtigste Zeit in London, als er im Auftrag des spanischen Königs am englischen Hof Friedensverhandlungen führte. Im letzten Kapitel wird anhand einiger herausragender Spätwerke deutlich, dass seine Malerei, meist lyrische Landschaftsbilder und Mythologien, über das anhaltende Kriegsgeschehen triumphierten. Für einen reibungslosen Ablauf der Ausstellung sorgt auch der Kulturdienstleister WWS-Strube, der für Aufsichtsdienst, Einlasskontrolle und den Kassen- und Garderobendienst verantwortlich zeichnet.
bis 28. Februar 2013
Informationen
Von-der-Heydt-Museum
Turmhof 8, D-42103 Wuppertal
Tel. +49 (0) 202/563-6231
Di–So 11–18 Uhr, Do 11–20 Uhr
www.von-der-heydt-museum.de
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