Von absurder Komik über feine Ironie bis zu anarchischem Humor: In der KUNSTHALLE VOGELMANN in Heilbronn sind vom 17. November 2012 bis 24. Februar 2013 Werke rund 30 internationaler Künstlerinnen der letzten 100 Jahre zu sehen, die mit Formen des Komischen auf Gesellschaft, Politik und Kunst reagierten. Meret Oppenheims Objekt Eichhörnchen trifft auf Anna und Bernhard J. Blumes Fotoserie Küchenkoller, Rosemarie Trockels Herd-Plastik auf Yoko Onos Filmkunst. Erstmals in dieser Bandbreite zeigt die Ausstellung, wie Künstlerinnen das Komische als Strategie und Methode in ihren Werken einzusetzen wussten, und präsentiert damit auch erstmals die Vielfalt eines bislang nahezu unerschlossenen Themas.
Das Komische zog mit dem Umbruch in die Moderne in die Kunst ein, erfuhr bereits im Futurismus künstlerisch-strategische Bedeutung und ist bis heute elementarer Bestandteil subversiver Kunstpraxis. Von Beginn an nutzten Künstlerinnen das Komische in ihren Arbeiten, was für die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts ausgewählte Zeichnungen, Collagen, Aquarelle und Objekte von Marianne Werefkin, Hannah Höch, Jeanne Mammen, Hanna Nagel und Meret Oppenheim reflektieren. Ganz außergewöhnlich sind die bereits um 1900 entstandenen skurrilen Slapstickfilme der ersten Regisseurin und Drehbuchautorin der Filmgeschichte, Alice Guy-Blaché (1873–1968), die zugleich den historischen Auftakt der Ausstellung markieren. Mit den neuen künstlerischen Ausdrucksformen von Happening, Performance und Video findet sich das Komische in den politisierten 1960er-Jahren in den Spielarten von Pop-Art und Fluxus wieder. In dieser Phase der Offenlegung sozialer und politischer Missstände geraten auch die Forderungen der Frauenbewegung in das Blickfeld der Kunst. Bekennende Feministinnen wie Valie Export, Eleanor Antin, Martha Rosler oder Birgit Jürgenssen nutzten das Komische, um tradierte Verhältnisse selbstironisch und mit bissigem Sarkasmus offenzulegen. In der Nachfolge rückten beispielsweise Rosemarie Trockel oder Cindy Sherman die Entlarvung grundlegender Mechanismen der Gesellschaft, Klischees der Alltags-, Konsum- und Kunstwelt in den künstlerischen Fokus. Selbstbewusst im Umgang mit weiblich konnotierten Themen und Materialien, bereiteten sie damit jüngeren Künstlerinnen wie Sarah Lucas oder Pipilotti Rist einen fruchtbaren Boden.
Die Schau umfasst ein breites Medienspektrum von Malerei, Grafik, Objektkunst, Fotografie, Performance bis Film- und Videokunst. Gezeigt werden rund 70 Arbeiten von namhaften internationalen Künstlerinnen: Eleanor Antin, Anna Blume, Anke Eilergerhard, Valie Export, Lili Fischer, Sylvie Fleury, Andrea Fraser, Guerrilla Girls, Alice Guy-Blaché, Mona Hatoum, Hannah Höch, Romane Holderried-Kaesdorf, Birgit Jürgenssen, Maria Lassnig, Sarah Lucas, Jeanne Mammen, Christiane Möbus, Charlotte Moorman, Hanna Nagel, Yoko Ono, Meret Oppenheim, Pipilotti Rist, Martha Rosler, Elaine Sturtevant, Rosemarie Trockel, Twin Gabriel, Marianne Werefkin.
17. November 2012 bis 24. Februar 2013
Informationen
Städtische Museen Heilbronn/Kunsthalle Vogelmann
Allee 28, D-74072 Heilbronn
Tel. +49 (0) 71 31/56 44 20
Di–So und Fei 11–17 Uhr; 24., 25. und
31. Dezember 2012 geschlossen
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Wienand Verlag.
Vom 10. März bis 9. Juni 2013 ist die Ausstellung im Paula Modersohn-Becker Museum in Bremen zu sehen.
www.museen-heilbronn.de
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