Weihnachten: Kaum jemand bleibt von diesem Fest unberührt. Duftendes Gebäck, Lichtgirlanden in den Einkaufsstraßen, Christkindlmarkt oder Christbaum künden heute von dem bevorstehenden Fest – und können zum Teil widersprüchlicher nicht sein. Viele verbinden mit dem Fest Besinnlichkeit, Familie und Frieden, Nostalgie oder Kitsch; oft aber herrschen Trubel, Hektik und Stress: Schließlich müssen Geschenke besorgt, muss die Wohnung geschmückt und das Festessen vorbereitet werden. Die sprichwörtlich stillste Zeit des Jahres ist geschäftig geworden. Im Trubel wird manchmal vergessen, dass Weihnachten das Fest der Geburt Christi ist.
Sonderausstellung anlässlich des Weltkrippenkongresses
Der Heilige Abend, einst durch strenge Fastengebote geprägt, diente der Vorbereitung auf den Christtag. Seit dem Biedermeier entwickelte er sich aber zum zentralen Kinder- und Familienfest. Damals entstanden in adeligen und bürgerlichen Familien neue Bräuche, die das heutige Weihnachtsfest prägen: 1841 wird der erste Christbaum Innsbrucks aufgestellt, das Beschenken der Kinder verlagert sich vom Nikolaustag auf den Heiligen Abend, erste Adventskalender sollten den Kindern die Zeit bis zur Bescherung verkürzen. Doch sollte es noch fast 100 Jahre dauern, bis sich dies alles in Tirol allgemein durchsetzen konnte: Noch um 1930 war beispielsweise der geschmückte Christbaum in vielen Familien Tirols unbekannt. Die Weihnachtskrippe, die das Geschehen der Heiligen Nacht darstellt, war Mittelpunkt des religiös geprägten Fests. Auch der Adventskranz wurde erst seit der Mitte des 20. Jahrhunderts populär.
Anlässlich des Weltkrippenkongresses in Innsbruck lädt das Tiroler Volkskunstmuseum ein, sich auf die Spuren des Weihnachtfests zu begeben. Wo liegen seine Ausgangspunkte? Wie wird gefeiert? Wie haben Künstler versucht, der Krippentradition moderne Formen zu geben? Und was hat der Weihnachtsmann mit dem Christkind zu tun? Die Ausstellung Friede auf Erden sucht nach dem Spannungsverhältnis von profaner Bedeutung und religiöser Besinnung zwischen üppigem Lichterglanz und der Aura der Heiligen Nacht.
Herausragende Krippen aus drei Jahrhunderten
Unter dem Motto Kommt und schaut! können Interessierte im Tiroler Volkskunstmuseum über 30 Krippen aus drei Jahrhunderten bewundern. Die „Gasser-Krippe“ aus Heiligkreuz bei Hall mit den paradierenden Engeln, den Königen und dem Königsgefolge ist ein hervorragendes Beispiel für die barocke, gekleidete Krippe. Die geschnitzte Krippe in Nordtirol verdankt ihre weite Verbreitung vor allem Johann Giner dem Älteren aus Thaur, der mit seinen prachtvollen Kirchenkrippen in Absam, Thaur und Kitzbühel für mehrere Generationen von Krippenschnitzern das Vorbild schuf. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gewinnt die orientalische Krippe an Bedeutung. Die erlebte Landschaft wird in der Krippe so naturgetreu wie möglich wiedergeben. Ein beeindruckendes Beispiel dafür ist die Krippe des Innsbruckers Max Gehri. Zu den jüngeren Krippen in der Ausstellung zählt die „Altstadtkrippe“ von 1985. Claudius Molling versetzt das Weihnachtsgeschehen in die winterliche Innsbrucker Altstadt zu mitternächtlicher Stunde.
Sonderausstellung Friede auf Erden
16. November 2012 bis 2. Februar 2013
Krippenausstellung Kommt und schaut!
30. November 2012 bis 2. Februar 2013
Informationen
Tiroler Volkskunstmuseum
Universitätsstraße 2, A-6020 Innsbruck
Tel. +43 (0) 512/59 4 89-510
täglich 9–17 Uhr, 24. Dezember 9–16 Uhr
31. Dezember 9–14 Uhr
25. Dezember und 1. Januar geschlossen
www.tiroler-landesmuseen.at
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