Der nackte Mann war über Jahrhunderte nur als mythologischer Held oder christlicher Märtyrer darstellbar. Um 1900 verändert die erste große Krise der männlichen Identität den Blick auf den Männerakt. Für die Künstler der Moderne wird der jeder Rolle entkleidete, nackte Körper zum Mittel der Selbstbefragung und zum Bedeutungsträger gesellschaftspolitischer Erneuerung. Von diesem Zeitpunkt an folgt die Ausstellung dem nackten Mann durch das 20. und 21. Jahrhundert – durch Krisen der Identität und Phasen der Souveränität, spürt Versuche der Dekonstruktion von traditionellen Männlichkeitsbildern und die Suche nach Alternativen auf, zeigt die Auseinandersetzung mit Schwäche und Verletzlichkeit, illustriert den Blick des Begehrens und die erotische Pose.
Von Egon Schiele bis Ron Mueck und Lucian Freud, von Lovis Corinth bis Matthew Barney und Artur Żmijewski, von Erich Heckel und Robert Mapplethorpe bis Keith Haring und Eric Fischl, von Paula Modersohn-Becker bis Maria Lassnig, Louise Bourgeois und Katarzyna Kozyra, von Elke Silvia Krystufek und Oskar Kokoschka bis Gelatin, von Edvard Munch und Károly Ferenczy bis David Hockney und von Andy Warhol, Gilbert & George, Pierre et Gilles bis Gil & Moti – um nur einige zu nennen – reicht die Bandbreite der künstlerischen Positionen.
Der nackte Mann: größte Ausstellung im LENTOS seit 2009
Mehr als 300 Exponate – Leihgaben aus den USA und ganz Europa, dazu mehr als 60 Werke aus eigenen Beständen – bilden 12 Kapitel einer Schau, die in bislang ungesehener Weise die Rolle des Männerkörpers über mehr als ein Jahrhundert hinweg untersucht. Die im LENTOS von Sabine Fellner, Elisabeth Nowak-Thaller und Stella Rollig entwickelte Ausstellung ist in adaptierter Form vom 21. März bis 30. Juni 2013 im Ludwig Múzeum Budapest zu sehen.
Der nackte Mann ist Auftakt für das Jubiläumsjahr 2013, in dem das LENTOS sein 10-jähriges Bestehen feiert.
VOLLMILCH. Der Bart als Zeichen
Ergänzt wird die Auseinandersetzung mit dem nackten Mann durch eine konzentrierte Schau zu Gender-Konstruktionen in bildender Kunst und Populärkultur. Anhand des Barts untersucht Kurator Thomas Edlinger das Spiel mit gesellschaftlichen Bedeutungen der Gesichtsbehaarung: vom ironischen Pornoschnauzer bis zum queeren Vollbart.
bis 17. Februar 2013
Informationen
LENTOS Kunstmuseum Linz
Ernst-Koref-Promenade 1, A-4020 Linz
Di–So 10–18 Uhr, Do 10–21 Uhr
www.lentos.at
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