Josef Tiefenbach, Direktor der Landesgalerie Burgenland    

Aufbruch ins 21. Jahrhundert in der ­Landesgalerie Burgenland

Mit der Neueröffnung der Burgenländischen Landesgalerie erhält Eisenstadt eine aufregende neue Kunststätte. Die hochkarätige Ausstellung „Schnittpunkt Burgenland – Wege der Kunst ins 21. Jahrhundert” weist dazu den Weg.
Kultur-Kongresszentrum Eisenstadt, Franz-Schubert-Platz 6, A-7000 Eisenstadt

„Diese Räume eröffnen wesentlich grö­ßere Möglichkeiten als bisher“, freut sich Josef Tiefenbach. „Im neuen Kulturzentrum können wir an vielen Veranstaltungen, die ebenfalls dort stattfinden, partizipieren. Wir erwarten größere Impulse – auch für die bildende Kunst.“
Die Vorfreude des erfolgreichen Direktors der Burgenländischen Landesgalerie ist also groß. Die 1972 gegründete Ins­titution nämlich ist nun, nach mehr­fachem Stadtortwechsel, im neu gestalteten Kultur-Kongresszentrum Eisenstadt fix beheimatet, in einem spannenden Umfeld also, das interdisziplinären Austausch ermöglicht und aufregende Projekte verspricht.

Das Burgenland als Schnittpunkt
Eröffnet werden die neuen Räumlichkeiten der Landesgalerie mit einer hochkarätigen Ausstellung, die erstmals umfassend die Geschichte der bildenden Kunst im Burgenland verhandelt. Schnittpunkt Burgenland. Wege der Kunst ins 21. Jahrhundert präsentiert zirka 70 wertvolle Exponate von 34 Leihgebern und spannt einen weiten Bogen: Er führt von den in der k. u. k. Monarchie vorhandenen Spuren künstlerischen Schaffens über die Etablierung einer bildenden Kunstszene in der politisch und wirtschaftlich krisengeschüttelten Zwischenkriegszeit, die brutale Uniformierung sowie Instrumentalisierung während der Naziherrschaft, den Wiederaufbau des Kunstlebens nach 1945 bis zur Öffnung für neue Strömungen und damit zur innovativen burgenländischen Kunstzene der Gegenwart. Den Rahmen dieser fein kuratierten und inhaltlich umfangreichen Schau bilden drei konkret definierte Teilbereiche, die den bedeutendsten Entwicklungsphasen der bildenden Kunst in Österreichs jüngstem Bundesland entsprechen.

Pulsierender Aufbruch, vibrierende ­Gegenwart
Der Beginn einer eigenständigen burgenländischen Kunstszene lässt sich mit 1921 datieren, jenem Jahr, als die Region zwischen Neusiedl am See und Jennersdorf Teil der Alpenrepublik wurde. In den Dekaden bis 1955 wirkten hier etwa der international renommierte Bildhauer Gustinus Ambrosi sowie die Maler Albert Kollmann (übrigens ein Freund Ambrosis) und Franz Elek-Eiweck. Ab den späten 1950er- bis zu den 1970er-Jahren erlebte die bildende Kunst hier überdies ­einen enormen Aufschwung, dessen Auswirkungen bis heute von Bedeutung sind: Es war in jener Epoche, als einflussreiche Künstler das Burgenland für sich entdeckten – Anton Lehmden siedelte sich hier an, auch Wander Bertoni oder Gottfried Kumpf; sie sind in der Ausstellung selbstverständlich mit Arbeiten vertreten. Zeitgleich machten junge burgenländische Talente überregional auf sich aufmerksam. In dieser pulsierenden Aufbruchszeit entstanden überdies wichtige Kunstinitiativen, das Internationale Bildhauersymposion in Sankt Margarethen etwa, die Werkstatt Breitenbrunn, der Friedrichshof, die Rabnitztaler Maler­wochen und natürlich auch das Künstlerdorf Neumarkt an der Raab.
Den Abschluss von Schnittpunkt Burgenland bildet die vibrierende zeitgenössische Kunstszene mit ihren vielfältigen Facetten und Strömungen – Malerei ist hier ebenso vertreten wie Grafik, Medienkunst, Fotografie, Installationen und Skulpturen. Zu den spannendsten Objekten in diesem Ausstellungsteil zählen unter anderem eine zwischen Medienkunst und Installation oszillierende Arbeit von Heimo Lattner sowie die von Hüseyin Işık angefertigte Bordüre rund um eine Säule im Eingangsbereich.

Spannende Pläne
Ab Mai 2013 kann man die Eröffnungs­ausstellung übrigens in verkleinerter Form dauerhaft in den Räumen der neuen Landesgalerie besichtigen. Sie wird allerdings Transformationen unterworfen sein, sollen sich doch die Exponate im Lauf der Jahre regelmäßig wandeln. Auch bezüglich der kommenden Sonderausstellungen hegt Josef Tiefenbach große Pläne: „Wir legen Wert auf Qualität und wollen hier außer­gewöhnliche Künstler, außergewöhnliche Werke in den Mittelpunkt stellen.“ Die saisonale Gliederung des Programms steht jedenfalls fest: Zukünftig besteht das Kunstjahr in der Burgenländischen Landesgalerie aus einer Personale zu einer he­rausragenden Künstlerpersönlichkeit, ­einer grenzüberschreitende Schau beziehungsweise einer Gemeinschaftsausstellung sowie einer Ausstellung zu einem spezifischen Thema. Es wird also spannend in Eisenstadt.

Informationen

Landesgalerie Burgenland

Kultur-Kongresszentrum Eisenstadt

Franz-Schubert-Platz 6

A-7000 Eisenstadt

Tel. +43 (0) 26 82/719-5000

[email protected]

www.landesgalerie-burgenland.at

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