Kunst, Wissenschaft und Religion vom 4. Jahrhundert bis zur Gegenwart.
Wunder ist ein Begriff, der die Grenzen sprengt. Die Ausstellung macht sich sein explosives Potenzial zunutze und begibt sich auf die Spur des Wunders über die Zeiten und Disziplinen hinweg. Werke der Gegenwartskunst umkreisend, entfaltet sie ihre Argumente, indem sie Exponate aus allen Dingwelten versammelt und sich wechselseitig kommentieren lässt: Eine technische Innovation steht neben einem Kunstwerk, das sich mit der abendländischen Faszination für die Technik auseinandersetzt; eine christliche Darstellung der Vera Icon wird flankiert von einer Videoarbeit, die jede Idee eines Authentischen hinter sich lässt; der Visualisierung subatomarer Teilchen durch eine Nebelkammer steht die Sichtbarmachung von Gefühlen durch eine Kunstinstallation zur Seite.
Mit mehr als 50 künstlerischen Positionen und ebenso vielen Exponaten aus Religion, Wissenschaft und Alltag setzt sich die Ausstellung mit dem Wunder ästhetisch wie intellektuell auseinander. Denn das Wunder kann immer beides sein: eine körperlich-räumliche Erfahrung oder die blitzartige Einsicht in einen bis dahin unbekannten Zusammenhang. Indem die Ausstellung die einzigartige Verbindung wissenschaftlich-technischer und religiöser Wunder im Abendland mit den Sichtweisen anderer Kulturen in Beziehung setzt, stellt sie unsere fragile Fähigkeit zur Sinngebung zur Diskussion.
Das Wunder des Neuen
Der Ausstellungsbereich präsentiert wissenschaftliche und technische Innovationen an der Grenze zwischen Geist und Materie, Zufall und Absicht. Er versammelt Kunstwerke, die sich mit der Rolle des Materials bei der Entstehung des Neuen beschäftigen, und fragt nach Grundkategorien unserer Vorstellung von Realität.
Wunderbare Fremde
Dieser Teil der Ausstellung setzt sich mit der Wunderkammer als dem Ursprungsort des Museums auseinander, fragt nach den Grenzen unseres Verstehens im Umgang mit fremden Kulturen und dem, was dort (nicht) als Wunder gilt. Er präsentiert Erscheinungsformen des Unerklärlichen in Wissenschaft, Kunst und Alltag und spürt dem Magischen quer durch alle Kulturen nach.
Christliche Wunder
„Christliche Wunder“ versammelt zahlreiche Kunstwerke, die sich mit der Macht des Bildes und seiner Narration auseinandersetzen, zeigt Heilige, Votive und eine Reliquie. Er begibt sich an Wallfahrtsorte und zeichnet ein offizielles Verfahren zur Selig- und Heiligsprechung nach.
Geteilte Wunder
Die Abteilung präsentiert zahlreiche Kunstwerke, die sich mit den Grenzen des abendländischen Selbstverständnisses auseinandersetzen. Sie zeigt Arbeiten, welche die körperliche Dimension des Gemeinschaftlichen in den Vordergrund rücken, und solche, die sich mit der Ambivalenz individuellen Widerstands gegen die Gesetze des Kollektiven auseinandersetzen.
bis 5. Februar 2012, Halle für aktuelle Kunst
Informationen
Deichtorhallen Hamburg
Deichtorstraße 1−2, D-20095 Hamburg
Tel. +49 (0) 40/32 1 03-0
www.wunder-ausstellung.de
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