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Walter Herzog – Grafik und Zeichnungen

Walter Herzog, der in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag feierte, schuf bisher mehr als 1500 überaus filigrane Grafiken und zudem noch zahlreiche, teils großformatige, Zeichnungen. Die Ausstellung im Panorama Museum präsentiert etwa 150 Arbeiten von 1972 bis heute.
Am Schlachtberg 9, D-06567 Bad Frankenhausen

Walter Herzog, ein feinfühliger, sensibler und minutiöser Beobachter, der in unspektakulären, leisen und romantisch anmutenden Grafiken, erinnernd an Caspar David Friedrich, ein scheinbares Abbild gesehener Realität schafft, denen jedoch ein tiefgründiges Sinnbild innewohnt.

Die Landschaftsradierungen von Walter Herzog bieten keinen Ausblick, keine Weite oder Überschau. Vielmehr sind es Einblicke, Nahaufnahmen und Details, die er präzise und feinsinnig auf die Kupferplatte bannt. Häufig sind es einzelne Bäume und Baumgruppen, enge Waldwege oder kurze Pfade, an deren Ende manchmal ein geöffnetes Tor zum Weitergehen einlädt, emporsteigende Treppen, die scheinbar ins Nichts führen, einsame Küstenstrände, an denen von der Brandung rund geschliffene Steine dem immer wiederkehrenden Wasser trotzen. Motive, die auf Ausschnitte und Einzelheiten fokussiert sind und Idylle und Romantik implizieren. Vielleicht verströmen die Blätter auch deshalb etwas Intimes und sehr Persönliches, weil die Nähe des Gesehenen, Gefühlten und Dargestellten die Unmittelbarkeit des Künstlers spüren lässt.

Doch die Natur vergeht, das Leben versiegt, und die Idylle und die Romantik verblassen. Dazu bedarf es bei Walter Herzog auch nicht der großen Gesten oder der Einwirkung durch den Menschen, die – abgesehen von einigen Porträts – weniger in seinem Œuvre zu finden sind, sondern nur der empfindsamen Beobachtung. Denn auch in der Schönheit, die jedem einzelnen Blatt immanent ist, spiegelt sich Vergänglichkeit wider: verrottende Boote am Ufer, abgestorbene Äste und entwurzelte Bäume, verlassene Gehöfte und verfallene Ruinen. Der einst gegangene Weg, die kurz zuvor erklommene Treppe, die früher überquerte Brücke, der zurückgelassene Strand, das bestiegene Gebirge – Endlichkeit.

Walter Herzog, 1936 in Dresden geboren, zählt zu den renommiertesten Grafikern Deutschlands. Der promovierte Architekt, der erst mit 35 Jahren die Technik der Radierung erlernte, ist seit 1980 freischaffender Grafiker. Seine Arbeit charakterisierte er 1998 wie folgt: „Mir fällt nichts ein, mir fällt etwas auf. Ich radiere, was ich sehe oder vielmehr was ich denke, was ich sehen sollte. Durch Geist, Auge und Hand gefiltert, gespiegelt und geformt, in niemandes Auftrag als dem Innewohnenden. Staunen und Sehnsucht müssen immer im Spiel sein. Im Winter radiere ich den Sommer, im Gebirge das Meer. Den Meistern nacheifernd, Vergängliches festhaltend, Schönes bewahrend und erzeugend. Die Bemühung gilt immer dem Inbild statt dem Abbild.“

Walter Herzog, der in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag feierte, schuf bisher mehr als 1500 überaus filigrane Grafiken und zudem noch zahlreiche, teils großformatige, Zeichnungen.

12. November 2011 bis 12. Februar 2012

Text: Silke Krage

Informationen

Panorama Museum

Am Schlachtberg 9

D-06567 Bad Frankenhausen/Thüringen

Tel. +49 (0) 346 71/61 90

Di–So 10–17 Uhr

www.panorama-museum.de

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