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Via Regia in Sachsen:
Schatztruhe der Geschichte

Göschenhaus/Grimma

„Was meinen Sie ist das?“, Annett Höhne stellt eine dunkle Holzschatulle auf den Tisch. „Nur zu, öffnen Sie sie“, fordert mich die, für den Kulturbetrieb der Stadt Grimma zuständige Leiterin auf. Vorsichtig ziehe ich Schubladen auf, entdecke kleine Fläschchen und Tiegel – eine Reiseapotheke von anno dazumal. Sie ist Teil des Inventars des Göschenhauses, das selbst mehr einem Schatzkästchen als einem Museum gleicht. „Hier gibt es keine Vitrinen oder Absperrungen“, erläutert Annett Höhne, die Gegenstände, die die Menschen vor Jahrhunderten benutzten, sind greifbar – zum Anfassen, Verstehen und Staunen. Zu verdanken ist das der früheren Besitzerin Renate Sturm-Franke, die das Haus des Verlegers Georg Joachim Göschen 1934 erwarb, es sanierte und der Öffentlichkeit zugänglich machte.

Bei „Kultur bei Kaffee und Kuchen“ im Kaminzimmer, einem Rundgang durch die Räumlichkeiten oder einem Picknick im terrassenförmig angelegten Garten können Besucher von heute in die Welt um 1800 eintauchen. Dabei kommen sie dem Mann, der Wegbegleiter berühmter Autoren wie Goethe und Schiller war, näher, erfahren, wie wichtig Göschen der idyllische Landsitz war und können Johann Gottfried Seume folgen, der sich, nach jahrelanger Tätigkeit in Göschens Druckerei, auf den „Spaziergang nach Syrakus“ machte und monatelang nach Sizilien wanderte. Dass die Bezeichnung „Mäuse“ für Zahlungsmittel aus der Biedermeierzeit stammt, in der geschickte Hände Geldkatzen formten und filigrane Geldbörsen aus Muscheln und Walnüssen herstellten, entdeckt man ebenfalls im Göschenhaus, wenn Annett Höhne – wie einst die fleißigen Handarbeiterinnen – „aus dem Nähkästchen plaudert“.

Text: Manuela Geiger

Göschenhaus-Seume-Gedenkstätte

Besichtigung: Di, Do, Sa, So

10 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung; ganzjährig kulturelle Veranstaltungen

Tel. +49 (0) 34 37 91 11 18

www.goeschenhaus.de

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