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George Grosz – Deutschland, ein ­Wintermärchen

Die Ausstellung legt den Schwerpunkt auf drei ­bedeutende Bereiche des Schaffens von George Grosz – auf seine Zeichnungen, Aquarelle und Collagen. Die hochkarätige Auswahl von nahezu 100 Werken, darunter bislang noch nie gezeigte oder publizierte Arbeiten, überspannt sechs Jahrzehnte.

Comesstraße 42 / Max-Ernst-Allee 1, D-50321 Brühl (Rheinland)

Als Retrospektive präsentiert die Ausstellung die eindrucksvolle Vielfalt an Themen vom Beginn seiner künstlerischen Laufbahn bis in die späten Jahre. Dazu gehören die Auseinandersetzung mit dem politischen Geschehen seiner Zeit, die vehemente Kritik an Bürgertum, Kirche und Militär als den „Stützen der Gesellschaft“, die Faszination für die Metropolen Berlin und New York und die Offenlegung der triebhaften Facetten des Menschen.

George Grosz (1893–1959) gehörte nach dem Ende des Ersten Weltkriegs zu den führenden Vertretern der Berliner Dada-Bewegung. Seine politischen und sozialkritisch beißenden Satiren prägten die ­visuelle Kultur der Weimarer Republik entscheidend mit. Schonungslos nahm er mit ihnen die existenziellen Brüche der Kriegs- und Nachkriegszeit in den Blick, sezierte die Schattenseiten des großstädtischen Treibens und entlarvte aggressiv die gesellschaftliche Doppelmoral der herrschenden Klasse.

Der Titel der Ausstellung zitiert nicht nur das berühmte, 1844 entstandene Gedicht von Heinrich Heine, sondern nimmt auch Bezug auf ein verschollenes Grosz-Hauptwerk von 1918, über das es kurze Zeit später in der ersten Grosz-Monografie von Willi Wolfradt heißt: „… jene futuristische Melange von Bordell, Fabrik, guter Stube, Kirche und Kaserne, patronisiert von ­einem biederen Reserveoffizier bei Bier, Braten und Lokalanzeiger, und unten jene Heiligentypen der Zeit: Pfaffe mit Brevier, General mit Stern, Professor mit schwarzweißrot bebändertem Bakel und – natürlich! – seinem Goethe in der Hand …“

Zu dem Gemälde ist im vorigen Jahr eine bedeutende Vorstudie in Aquarell aufgetaucht, in der alle Hauptmotive bereits angelegt sind und die nun erstmals in einem Museum der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Anfang 1933 – noch vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten – emigrierte George Grosz in die USA. Neben seiner Lehrtätigkeit an der Art Students League in New York entstanden weiterhin sozialkritische Zeichnungen, Buchillustrationen und Aktbilder, jedoch kamen zunehmend Werke mit apokalyptischen Themen hinzu, die das Grauen des bevorstehenden Zweiten Weltkriegs vorwegnahmen und unter dem Eindruck der Atombombenabwürfe pessimistisch eine hoffnungslose und sinnentleerte Existenz prophezeiten. Schon vor seiner Zeit in Amerika hatte er sich als Realist bezeichnet und desillusioniert zugegeben: „Immer gleicht mein kritisches Beobachten einer Frage nach Sinn, Zweck und Ziel … aber selten gibt es eine befriedigende Antwort. So setze ich mein grafisches Zeichen dafür. Nüchtern und ohne Geheimnis!“ Ab 1951 bereiste er mehrmals Europa und kehrte 1959 endgültig nach Berlin zurück, wo er nach nur wenigen Wochen im Juli verstarb.

Die Ausstellung entstand in Zusammen­arbeit mit dem Nachlass George Grosz (Gastkurator: Ralph Jentsch, Rom) und mit der Stiftung Ahlers Pro Arte/Kestner Pro Arte, Hannover, wo sie vom 17. Februar bis 28. Mai 2012 gezeigt wird.

bis 18. Dezember 2011

Informationen

Max Ernst Museum Brühl des LVR

Comesstraße 42/Max-Ernst-Allee 1

D-50321 Brühl (Rheinland)

Tel. +49 (0) 22 34/99 21-555

Di–So 11–18 Uhr, 1. Do im Monat 11–21 Uhr

[email protected]

www.maxernstmuseum.lvr.de

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