HD Schrader, Woodwatchers

NEW PARADISES!

Das ewig aktuelle Thema des Paradiesgartens in seiner zeitgenössischen Form am Ludwig Museum.
Danziger Freiheit 1, D-56068 Koblenz

Im Ludwig Museum erleben Sie zur BUGA2011 in herrlicher Kulisse internationale aktuelle Kunst mit einer großen Sonderausstellung. In den angrenzenden Gärten begegnen Sie spektakulären Skulpturen, unter anderem von documenta- und Biennale-Teilnehmer Fabrizio Plessi, der für seine Videoskulpturen zum Thema Wasser berühmt ist. Auch die Briten David Nash, dessen Werke die Natur und das Leben als eine untrennbare Einheit sehen, sowie Laura Ford, die sich in ihren Arbeiten mit der Frage beschäftigt, wie Skulptur zu einem Teil der Landschaft werden kann, gehören zu den ausgewählten internationalen Künstlerpersönlichkeiten. Hinzu kommt der Japaner Masayuki Koorida, der mit ungewöhnlichen „Flowers“ aus poliertem schwarzem Granit seit einiger Zeit im öffentlichen Raum großes Aufsehen erregt. Es fehlt aber auch nicht die in Koblenz lebende Französin Martine Andernach, für welche die Natur das Maß aller Dinge ist und deren auratisch wirkende Skulpturen auf wenige rechteckige Grundformen reduziert sind, um dabei nur annähernd die Illusion von menschlichen Körpern vorzugeben.
15. April bis 16. Oktober 2011

Die letzte Freiheit – Von den Pionieren der Land-Art der 1960er-Jahre bis zur Natur im Cyberspace
Während im Außenraum – dem sogenannten Blumenhof und dem Kastorhof – New Paradises das Thema sind, rückt im Inneren des Ludwig Museum auf der gesamten Ausstellungsfläche des Thema der Land-Art in den Fokus: Nach den verheerenden Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs und dem danach erfolgten Neubeginn der Künste waren es in den 1960er-Jahren vor allem amerikanische Künstler, die sich auf die Spuren der Natur begaben. Ihr künstlerischer Ansatz galt jedoch nicht mehr der Anschauung der Natur (im Sinne eines nahezu kontempla­tiven Akts), sondern diese lieferte jetzt das Mate­rial selbst, das zum künstlerischen Instru­ment wurde und zum Objekt mitunter nahezu forschungsorientierter Versuchsreihen mutierte. Als ein wesentlicher Faktor kam hinzu, dass sich der künstlerische Prozess nicht auf das Atelier reduzierte oder wie bei den Impressionisten „vor der Natur“ stattfand, sondern die Künstler sich selbst in zumeist entlegene Gegenden begaben und diese zum Teil großflächig transformierten.

Die Land-Art, so, wie sie sich in den 1960er- und 1970er-Jahren entwickelt, existiert in den 1980er- und 1990er-Jahren in nur wenigen, dafür meist spektakulären Projekten weiter. Hiezu zählen insbesondere die Arbeiten von Christo und Jeanne-Claude (so zum Beispiel der Fence, das Umbrella Project in Japan, die Wrapped Islands vor Miami). Kritisch anzumerken ist jedoch, dass es sich nun um Interventionen im Naturraum handelt, nicht aber um Land-Art im ursprünglichen Sinn. Es ist nicht mehr die Natur, die durch Natur selbst transformiert wird, sondern die Intervention wird als inszenierte Störung angelegt, die nach ästhetischen Kriterien ausgerichtet ist. Das Material spielt dabei eine ebenso große Rolle wie der jeweilige Ort, der als Genius Loci begriffen wird.

Idee der Ausstellung ist es, diese historischen Positionen anhand von Skizzen, Zeichnungen, Dokumenten, Modellen, Fotografien und filmischen Aufzeichnungen nachzuvollziehen. Die Entwicklungen umfassen die letzten nahezu 50 Jahre, in denen mehrfach ein Wechsel der Positionen, der Zielsetzungen und der Materialausbeutung stattgefunden hat. Sie zeigen zugleich die Beziehungen zwischen der amerikanischen Kunstszene und jener, die sich in Europa weitgehend an den amerikanischen Tendenzen orientierte.

Naturraum wird heutzutage jedoch nicht mehr nur in der Realität erfahren, sondern bereits – wie nahezu alles andere auch – in der virtuellen Welt nachgebaut und nachgestellt. Deshalb sei abschließend ein Ausblick auf einige wenige künstlerische Ansätze zur Land-Art im Cyberspace gewagt.

Viele Werke von Smithson, Oppenheim, Long et cetera befinden sich heute in bedeutenden Sammlungen (unter anderem Museo Reina Sofía, Madrid, Museum of Modern Art und Guggenheim Mu­seum, New York, Sammlung Ludwig, Köln und Aachen, in internationalen Gale­rien und Privatsammlungen) sowie in den Archiven der Künstler. Im Rahmen der Bundesgartenschau in Koblenz soll deshalb dieser inhaltliche Kontext im Ludwig Mu­seum aufgezeigt und exemplarisch belegt werden.
15. April bis 16. Oktober 2011

Informationen
Ludwig Museum im Deutschherrenhaus
Danziger Freiheit 1, D-56068 Koblenz
Tel. (+49-261) 30 40 40
Di–Sa 10.30–17 Uhr, So und Fei 11–18 Uhr
[email protected]
www.ludwigmuseum.org

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