Zu den Vorläufern, Zeitgenossen und Nachfolgern des Augsburger Malers Hans Holbeins des Älteren, die mit themengleichen Tafelbildern und Grafikreihen vertreten sind, zählen große Meister wie Martin Schongauer, Albrecht Dürer und Hans Schäufelein. In der Gegenüberstellung zu diesen erstklassigen Leihgaben werden Holbeins eigenwillige Interpretation der Leidensgeschichte Christi und die Besonderheiten seiner Gestaltung erlebbar.
Die Graue Passion umfasst zwölf Tafeln mit Darstellungen der Leidensgeschichte Christi, die ursprünglich die Außen- und Innenseiten zweier doppelseitig bemalter Flügel eines Passionsaltars bildeten. Die Holztafeln wurden zu einem unbekannten Zeitpunkt geteilt, die Werke voneinander getrennt und aus ihrem ursprünglichen Kontext herausgenommen. Dank einer groß angelegten Spendenaktion konnte die Staatsgalerie Stuttgart Die Graue Passion im Jahr 2003 für insgesamt 13,2 Millionen Euro vollständig erwerben.
Für seine besonders eindringliche Schilderung des Passionsgeschehens nutzt Holbein auch eine besondere Maltechnik: die Halbgrisaille. Der Verzicht auf die Vielfarbigkeit hat besonders zwischen dem 14. und dem 16. Jahrhundert eine Darstellungstradition, in die sich auch dieses Werk einreiht. Die verschiedenen Spielarten dieses Phänomens werden in der Sonderausstellung mit ihren unterschiedlichen Erscheinungsformen und Funktionen vorgestellt. Die für Hans Holbein den Älteren auf dem Gebiet der Grisaillemalerei besonders wichtigen niederländischen Vorbilder Jan van Eyck, Hugo van der Goes, Rogier van der Weyden, Hans Memling und deren Umkreis oder Nachfolge spielen eine ebenso wichtige Rolle wie seine mit monochromer Farbgestaltung experimentierenden deutschen Zeitgenossen.
Die Ausstellung umfasst zirka 45 Tafelbilder, die teilweise ihre ursprünglich beidseitige Bemalung aufweisen, sowie mehrteilige Altäre. 94 Arbeiten auf Papier sowie einige Skulpturen und Glasbilder runden die Ausstellung ab. Die Leihgaben kommen aus bedeutenden Sammlungen der ganzen Welt wie dem Musée du Louvre, Paris, dem British Museum, London, dem Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid, oder dem Metropolitan Museum of Art, New York.
Das Restaurierungsprojekt
Bereits seit 2008 arbeiten sechs Restauratorinnen und Restauratoren am größten Restaurierungsprojekt der Staatsgalerie Stuttgart überhaupt. Es ist gleichzeitig eines der derzeit wichtigsten im Bereich altdeutscher Kunst in Deutschland und wurde durch umfangreiche Mittel des Landes Baden-Württemberg ermöglicht. Um den Besuchern der Großen Landesausstellung die feinen und aufwendigen Arbeiten näherzubringen und zu erläutern, wurde das Restauratorenteam in einem Langzeitprojekt von einem Filmteam des Steinbeis-Transfer-Zentrums an der Hochschule für Medien, Stuttgart, bei seiner Arbeit begleitet. Es zeichnete die unterschiedlichen Arbeitsschritte auf, von der mikroskopischen Untersuchung der Malschichten über die sorgfältige Bestandsaufnahme der Schäden bis hin zur Kittung und Retusche. Für die Besucher der Ausstellung ist das Material in einem zirka 15-minütigen Film zusammengefasst und im Rahmen der Ausstellung zu sehen.
27. November 2010 bis 20. März 2011
Informationen
Staatsgalerie Stuttgart
Konrad-Adenauer-Straße 30–32,
D-70173 Stuttgart
Tel. (+49-711) 470 40-0
[email protected]
www.staatsgalerie.de
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