Zwischen früher Bronzezeit und Mittelalter durchzogen verschiedene nomadisch lebende Völker die Steppen nördlich des Schwarzen Meers. Die Schau gibt einen Einblick in die älteste, „halb nomadische“ Katakombengrabkultur und zieht einen historischen Bogen über die nachfolgenden bekannten Reiternomaden der Kimmerier, Skythen, Sarmaten, Hunnen, Awaren, Chazaren, Pecˇenegen und Polovzer. All diese Nomadenkulturen haben das Gebiet der heutigen Ukraine über Jahrhunderte hinweg geprägt und ihre Spuren hinterlassen.
Doch welche Spuren hinterlassen Völker, die keine Befestigungen oder Städte errichten? Ohne Überlieferungen in Schrift oder Landschaft ist es schwer, den Fährten der ewig Reisenden in den Steppen nördlich des Schwarzen Meers zu folgen. Als Nomaden waren die Reitervölker der ukrainischen Steppen fortwährend mit Pferden auf dem Weg von einem Aufenthaltsort zum nächsten. Ihr kostbares Hab und Gut beschränkte sich auf transportierbare Gegenstände, von denen nur wenige an Lagerplätzen zurückgelassen wurden.
Dabei geben weniger die zufällig hinterlassenen Funde Aufschluss über die Lebensweise der Nomaden. Vielmehr stehen die monumentalen Grabhügel (Kurgane) mit ihren reichen Beigaben im Fokus der archäologischen Forschung. Die rund 460 Exponate umfassende Ausstellung zeigt den Reichtum und das herausragende handwerkliche Können der Völker. Auffällig ist dabei die große Anzahl von kunstvoll gearbeiteten Goldobjekten, wie Schmuck an Kleidung und Pferdegeschirr, aber auch Gefäße und prunkvoll verzierte Waffen.
Besonders die Zeugnisse skythischer und sarmatischer Kunstfertigkeit sind bemerkenswert in ihrer Machart: Meist aus purem Gold, sind sie mit Edelsteinen besetzt und mit aufwendiger Ornamentik reich verziert.
Die Thematik der Ausstellung beschränkt sich jedoch nicht auf die Artefakte technisch hoch entwickelter Handwerkskunst. Vielmehr wird ausgehend von den archäologischen Funden die komplexe Welt des Nomadentums herausgestellt. Dabei spielt in der Kultur der Steppenvölker das Pferd eine übergeordnete Rolle.
Als existenzieller Begleiter, Statussymbol und Transportmittel bildete es häufig die Lebensgrundlage der Menschen. In Zeiten des Kriegs verschaffte die ausgereifte Beziehung zwischen Ross und Reiter den Nomaden klare Vorteile gegenüber ihren Gegnern. In Verbindung mit der Entwicklung des Reflexbogens als ihrer wichtigsten Waffe legten die Jäger und Krieger den Grundstein ihres Rufs als unerschrockene Reiterhorden, der sie bis heute begleitet.
Ein weiterer Fokus der Ausstellung liegt auf dem Schamanismus, der religiösen Weltanschauung der Reiterkulturen. Als naturverbundene Völker erkannten die Nomaden in allem, was sie umgab, ein belebtes und beseeltes Element, mit dem es sorgfältig umzugehen und zu kommunizieren galt.
bis 13. März 2011
Informationen
Der reich bebilderte Katalog zur Ausstellung mit 224 Seiten ist im hauseigenen Museumsshop für 29 Euro erhältlich.
Landesmuseum Hannover
Willy-Brandt-Allee 5, D-30169 Hannover
Tel. (+49-511) 98 07-686
www.landesmuseum-hannover.de
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