Seit nahezu 3000 Jahren existiert die Legende vom Volk der Amazonen. Der antike Dichter Homer lieferte im 8. vorchristlichen Jahrhundert die ersten schriftlichen Quellen. Seitdem hat die Sage von diesem gleichermaßen schönen wie grausamen Frauenvolk die Fantasie der Menschen beflügelt. Bis in die Gegenwart inspiriert die Vorstellung von Amazonen Künstler aller Genres.
Heute ist längst bekannt, dass es zu keiner Zeit ein Amazonenvolk gegeben hat, dennoch sprechen aufsehenerregende Grabfunde von bewaffneten Frauen aus dem nördlichen Schwarzmeerraum von der Existenz antiker Kriegerinnen. Die Ausstellung geht der Frage nach, inwieweit diese Funde den historischen Kern der Amazonensage bilden könnten.
Fundstücke aus dem Alltagsleben der antiken Griechen kontrastieren den Gegensatz zwischen dem griechischen Rollenverständnis, nach dem das Kriegertum Männern vorbehalten war und Frauen ihren Aufgabenbereich im häuslichen Bereich hatten, und der Sage von dem unabhängigen Amazonenvolk, das die Gesetzmäßigkeiten der griechischen Gesellschaftsordnung auf den Kopf stellte. Kunstvolle Vasenmalereien, detaillierte Reliefdarstellungen und eindrucksvolle Skulpturen geben die Legende in zahlreichen Variationen wieder.
Auch in der nachantiken Zeit wird der Amazonenmythos zu einem beliebten Motiv in Kunst und Literatur. Die Werke referieren meist altbekannte Stereotype, die bereits bei Herodot, Diodor und anderen antiken Schreibern zu finden waren. Zu den Klischees zählen die von den Männern separierte Lebensweise, das jährliche Treffen mit Männern zum Zweck der Fortpflanzung, die Tötung der männlichen Kinder und die angebliche Verbesserung der Fertigkeiten beim Bogenschießen durch Ausbrennen oder Amputation der rechten Brust.
Die Speyerer Ausstellung stellt ihren Besuchern aber auch weniger bekannte Facetten des Amazonenmythos vor. So hatten die Kriegerinnen in der Antike eine wichtige Rolle als Städtegründerinnen und Stifterinnen von Heiligtümern inne. Als wilde Exoten waren die „Amazonen“ Ende des 19. Jahrhunderts in sogenannten Völkerschauen zu sehen. Soldatinnen aus dem westafrikanischen Königreich Dahomey präsentierten in Zoos und Theatern angeblich typische Kriegstänze, Schaukämpfe und Gesänge aus ihrer Heimat und prägten das europäische Bild von den kriegerischen Frauen aus Afrika. In der Moderne ist die Rückbesinnung auf die kämpfende Kriegerin aus Filmen und Computerspielen nicht mehr wegzudenken.
Zu den Leihgebern zählen Museen aus der Ukraine, Russland, Georgien, Italien, Frankreich, Großbritannien, Dänemark, den Niederlanden, der Schweiz und Deutschland.
Die große Schau richtet sich gleichermaßen an Freunde antiker Geschichte, Kunst und Kultur wie an ein interessiertes Publikum, das sich von einer spannenden Reise in die Vergangenheit verzaubern lassen will.
bis 13. Februar 2011
Informationen
Historisches Museum der Pfalz Speyer
Domplatz 4, D-67346 Speyer
Tel. (+49-62 32) 13 25-0
Di–So 10–18 Uhr
[email protected]
www.amazonen.speyer.de
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