Lukas Maximilan Hüller , article 4/thehumanrightsproject.org

Zeitgenössische Fotografie. Neue Positionen aus Österreich

Im Mittelpunkt der Herbstausstellung steht die zeitgenössische Fotografie in Österreich. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der jungen Generation der Fotokünstlerinnen und -künstler. Präsentiert werden Arbeiten von Absolventinnen und Absolventen der Fotoklassen an der Wiener Akademie der bildenden Künste sowie der Universität für angewandte Kunst. (Text Silvie Aigner)
Burggasse 8, A-9020 Klagenfurt

Gerade innerhalb der jungen Avantgarde sind viele Künstler(innen) aus Kärnten vertreten, die als Shootingstars der Szene das Bild der aktuellen Fotokunst in Österreich prägen. Weit mehr als die Selbst­insze­nierung interessieren die junge Genera­tion die Umsetzung gesellschaftspolitischer Fra­gestellungen sowie die kritische Wahrnehmung der unmittelbaren Lebenswelt.

Die Ausstellung versucht, gewisse Themengruppen zusammenzufassen, und setzt die Arbeiten der jüngeren Genera­tion in einen kontextbezogenen Dialog zu Fotografien bereits arrivierter Künst­ler(in­nen) wie Robert F. Hammerstiel, Jutta Strohmaier, Lukas M. Hüller, Gisela Erlacher oder Theres Cassini. Gemeinsam sind vielen Arbeiten eine Tendenz zur installativen Inszenierung der Fotografie sowie ein interdisziplinärer Zugang in ­einer Verbindung von Fotografie, Video, Skulptur und Rauminstallation.

Ein besonderes Projekt in diesem Zusammenhang stellt eine großformatige Arbeit von Lukas M. Hüller dar, der mittels Rotationskamera eine ungewöhnliche Darstellung von Menschen oder Landschaften entwickelt. In seinem aktuellen Projekt greift er das Thema Menschenrechte auf und realisiert dieses gemeinsam mit dem Ithuba Skills College in Johannesburg, Südafrika.

Die Möglichkeiten einer künstlerischen Darstellung von Architektur und Straßensystemen zeigen Künstler wie Hubert Blanz, Michael Inmann oder Clemens Fürtler. Während Clemens Fürtler seine Fotografien mittels einer „Bildmaschine“, bestehend aus Faller-Autobahnteilen, entwickelt, bedient sich Hubert Blanz der Möglichkeiten geotechnischer Computersoftware und arbeitet mit Abbildungen von Autobahnkreuzen oder Rollfeldern internationaler Flughäfen. Dass sich diese ausnahmslos in der westlichen Hemisphäre der Erde befinden und Los Angeles dabei einen Kulminationspunkt darstellt, wirft ein bezeichnendes Bild auf unsere „global vernetzte, technisierte Welt“.

Jutta Strohmaier, Markus Guschel­bauer und Gerd Hasler zeigen neue Zugänge zum Thema Landschaft. Caroline Heider, Nina Rike Springer und auch Anja Manfredi agieren teilweise selbst vor der Kamera und thematisieren unterschied­liche Körperkonzepte. Während Anja Manfredi auf Basis historischer Tanzchoreografien arbeitet, verwendet Caroline Heider Fotosujets aus der Werbefotografie. Die großformatigen Fotografien werden gefaltet, was einen strukturellen und formalen Eingriff in den Bildträger und in das dargestellte Sujet bedeutet. Die abgebildeten Körper erscheinen deformiert, mitunter generiert die Faltung unmögliche Situation wie das Schweben der Figur vor dem Hintergrund. Auch Nina Rike Springer setzt ihre handelnden Personen in eine räumlich unbestimmte Szenerie. Die Kleidung, die kuriosen Bewegungen und das Einbeziehen von bunten Gegenständen in eine abstrakte, formalisierte Szenerie betonen die Künstlichkeit der inszenierten Fotografien, die zuweilen auch bewusst die Kunstgeschichte zitieren.

Insgesamt zeigt die Ausstellung die große Bandbreite der Themen, Motive und technischen Möglichkeiten in der zeitgenössischen Fotografie.

Zeitgleich wird die Burgkapelle des Museums mit der raumbezogenen Installation Gottes Haus der in der Schweiz lebenden Künstlerin Katalin Deér bespielt. Die Arbeit, die an der Schnittstelle von Fotografie und Bildhauerei angesiedelt ist, stellt eine ideale dialogische Erweiterung der Fotoausstellung im MMKK dar.

Die Ausstellungen werden durch ein vielfältiges Vermittlungs- und Veranstaltungsprogramm ergänzt. Das Angebot umfasst Cre.Art.iv-Workshops, Führungen, Künstler(innen)ateliers, ein Künstlerfrühstück, Museumsgespräche sowie literarische, musikalische und filmische Schwerpunktsetzungen und eröffnet insgesamt auf kreative, informative und spielerische Art neue Zugänge zur Fotokunst.

Informationen
MMKK Museum Moderner Kunst Kärnten
Burggasse 8/Domgasse, A-9020 Klagenfurt
Tel. (+43) 050 536-30542
Di–So und Fei 10–18 Uhr, Do 10–20 Uhr
[email protected]
www.mmkk.at
www.kultur.kaernten.at

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