Jedem Liebhaber der Kunst der klassischen Moderne ist er bekannt: Emil Nolde, der eigentlich Hansen hieß und sich nach seinem Geburtsort Nolde bei Tondern in Nordschleswig nannte, der Maler leuchtender Mohnblumen und Bauerngärten, norddeutscher Landschaften und Seewolken. Jedoch ist das Werk des 1867 geborenen Expressionisten weit vielschichtiger, als es gemeinhin wahrgenommen wird.
Dank der großzügigen Leihbereitschaft des Berliner Kupferstichkabinetts kann die Ausstellung Emil Nolde. Mensch Natur Mythos nun auch in Würzburg als zweite Station gezeigt werden. Zu sehen sind insgesamt 106 Aquarelle, Radierungen, Holzschnitte und Lithografien aus der Zeit von 1898 bis zirka 1930, die den Maler als versierten Grafiker und Aquarellisten zeigen. Die Motive dieser Blätter fügen dem gängigen Bild dieses Künstlers einige Facetten hinzu, wie zum Beispiel die Darstellung des Knienden Mädchens von 1907. Der dunkle Körper hebt sich gegen die helle obere Bildhälfte ab, in die Strichlagen rund um die Figur wie sprühende Funken eingreifen und so der Vitalität des Mädchens bildnerisch Ausdruck verleihen.
Noldes virtuoses technisches Vermögen als Radierer kam ihm bei solchen Darstellungen zustatten. Als er Anfang 1906 für etwa zwei Jahre der Künstlergruppe „Brücke“ beitrat, profitierte diese von seiner Meisterschaft als Radierer, während umgekehrt er sich von der „Brücke“ zum Holzschnitt anregen ließ. Nolde malte und zeichnete die Menschen seiner norddeutschen Heimat ebenso wie die Gestalten der Großstadt und verband das Individuelle mit dem Typischen.
Außerordentlich künstlerisch produktiv war eine Reise in die Südsee, die Nolde 1913/14 in Begleitung seiner Frau Ada als Teilnehmer der „Medizinisch-demographischen Deutsch-Guinea-Expedition“ des Reichskolonialamts Berlin unternahm und die ihn nach Rabaul/Neupommern führte (heute Teil von Papua-Neuguinea), von wo aus weitere Inseln erkundet wurden. Es war der Traum vom ursprünglichen, der Zivilisation fernen Leben, der ihn in die Südsee zog und ihn zu zahlreichen Aquarellen und Gemälden anstiftete. Auch das Unheimliche fesselte ihn, wie die düster glühenden Aquarelle von Melanesiern zeigen.
Außer in der Südsee hat Nolde auf seinen Reisen wenige Landschaftsstudien gefertigt, hingegen befasste er sich zeitlebens mit der heimatlichen norddeutschen Landschaft in Aquarellen, Zeichnungen und Graphiken. Erstmalig 1907 entstanden Zeichnungen, Lithografien, Radierungen und Holzschnitte zum Hamburger Hafen, die in souveränen Formabstraktionen und großem Kontrastumfang Noldes grafische Meisterschaft illustrieren. Das jüngste ausgestellte landschaftliche Blatt stammt von 1922.
Der Katalog zur Ausstellung, weiterführende Literatur sowie Kunstkarten sind im Museumsshop Curtiz des Full-Service-Dienstleisters WWS-Strube erhältlich. Seit vielen Jahren sorgt diese Firma auch im Bereich von Kasse und Aufsicht zuverlässig und umsichtig für besucherorientierten Service.
Informationen
Emil Nolde. Mensch Natur Mythos
5. Dezember 2009 bis 14. Februar 2010
Museum im Kulturspeicher Würzburg
Veitshöchheimer Straße 5, D-97080 Würzburg
Tel. (+49-931) 32 2 25-0
Di 13–18, Mi und Fr–So 11–18, Do 11–19,
Mo geschlossen
[email protected]
www.kulturspeicher.de
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