Dieser Frage geht die Ausstellung elektrisierend! Werbung für Strom 1890 bis 2010 nach und erzählt die Geschichte, die hinter der Werbung steckt. Die Werbebotschaften spiegeln kulturhistorische Trends, politische Einflussnahmen, gesellschaftliche Wertvorstellungen sowie alltagsgeschichtliche Entwicklungen wider.
Die Ausstellung stellt Kontinuität und Wandel der Werbung für Strom dar und zeigt, wie aus einem Luxusgut ein Massenprodukt wurde, wie sich Werbung für Strom zur Werbung für Energieeffizienz veränderte.
Von Beginn an förderten Elektrizitätswirtschaft und Elektroindustrie die Popularisierung der Elektrizität durch gezielte Werbeaktivitäten, vor allem für elektrische Geräte. Noch im 19. Jahrhundert war Strom eine nahezu „überflüssige“ Energie und eine unverkäufliche Ware. Aber mit der zunehmend intensiven Nutzung der Elektrizität in Industrie, Gewerbe, Verkehr und im Haushalt etablierten sich Elektrizitätswirtschaft und Elektroindustrie als neue Branchen, die nach Absatzmöglichkeiten suchten. Elektrizität wurde fortan durch eine Vielfalt moderner Medien angepriesen. In Beratungsstellen, durch Anzeigen, Plakate, Postkarten und Werbefilme wurden neue Kunden gewonnen.
Fortschritt und Modernität durch Elektrizität beherrschten lange Zeit die Inhalte der Werbung. Als Bote der Vision einer voll elektrisierten Gesellschaft startete in den 1920er-Jahren die erste Werbekampagne „Elektrizität in jedem Gerät“ und auch „die Zukunft gehört(e) dem Elektroherd“. Doch nicht jeder konnte anfangs kaufen, was durch Werbung angepriesen wurde. Erst in den 1960er-Jahren, mit der unbegrenzten Verfügbarkeit von Strom, niedrigeren Strompreisen und gesellschaftlichem Wohlstand, war auch der allelektrische Haushalt möglich.
Dabei dient Werbung nicht allein der Verkaufsförderung, sondern ebenso der Verbrauchslenkung. Vor allem zur Zeit des Zweiten Weltkriegs und in der Nachkriegszeit – aber auch heute – weist Werbung auf den sparsamen Gebrauch von Strom hin. Ein Werbespruch jener Zeit lautete „Strom verwenden – nicht verschwenden“.
Seit Anfang der 1970er-Jahre, der Energiepreiskrise und dem Umweltbericht des Club of Rome Grenzen des Wachstums (1972), reflektiert Werbung ein gesellschaftliches Bewusstsein für den effizienten Umgang mit Ressourcen. Verstärkt hat diese Tendenz das Liberalisierungsgesetz von 1998: Fürchteten die Unternehmen zunächst die gegenseitige Konkurrenz – mit dem Ergebnis, dass verstärkt Werbung gemacht wurde –, brachte die Marktöffnung auch eine Vielzahl neuer Natur- und Ökostromprodukte hervor. Strom ist heute ein differenziertes Produkt und eine Marke geworden.
Die Ausstellung bietet erstmalig einen systematischen Überblick zur Geschichte der Elektrizitätswerbung und präsentiert bekannte Werbegrafiker wie Peter Behrens, Ludwig Hohlwein, Julius Gipkens, oder Julius Klinger. Zur Ausstellung erscheint ein Begleitband.
Informationen
Elektrisierend!
Werbung für Strom 1890 bis 2010
im Rahmen der Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010
14. März bis 5. September 2010
Umspannwerk Recklinghausen
Museum Strom und Leben
Uferstraße 2–4, D-45663 Recklinghausen
Tel. (+49-23 61) 38 22 16
[email protected]
www.umspannwerk-recklinghausen.de
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