Die Ausstellung zeigt einen Überblick über 2,6 Millionen Jahre Menschheitsgeschichte mit einem Schwerpunkt auf dem jüngsten Abschnitt der Altsteinzeit zwischen 40000 und 10000 Jahren vor heute. Die ältesten menschlichen Fossilien Mitteleuropas, wie der Unterkiefer eines Homo erectus von Mauer, stammen aus Baden-Württemberg. Sensationell sind aber vor allem die Kunstwerke, die der anatomisch moderne Mensch, der Homo sapiens sapiens, vor etwa 40000 Jahren herstellte, als er nach Europa einwanderte. Er besiedelte die Höhlen der Schwäbischen Alb, und von dort kennt man heute zahlreiche kleine Figuren, die zumeist aus Mammutelfenbein hergestellt wurden und Tiere der Eiszeit darstellen.
Diese ältesten figürlichen Kunstwerke der Welt aus Baden-Württemberg waren unter anderem ein willkommener Anlass, die Eiszeit in einer großen Landesausstellung zu präsentieren.
Die jüngsten Ausgrabungen der Universität Tübingen im Ach- und Lonetal lieferten die Ikone der Ausstellung, das Mammut vom Vogelherd, gefunden 2006, sowie aus dem Hohlen Fels die spektakuläre Venus und die Flöte – die älteste Figur und das älteste Musikinstrument der Welt.
Wie ist die Ausstellung aufgebaut?
Zu Beginn werden die verschiedenen Weltbilder in verschiedenen Epochen und die Forschungsgeschichte der Urgeschichte schlaglichtartig beleuchtet. Außerdem können die Besucher erfahren, wie die Eiszeit heute wahrgenommen, in den Medien dargestellt und vermarktet wird.
Im folgenden Kuppelsaal werden Klima und Umwelt der Eiszeiten vorgestellt.
Die zivilisatorische und kulturelle Entwicklung des modernen Menschen in Europa spielt sich vor dem Hintergrund der Endphase der letzten Eiszeit zwischen 40000 und 10000 Jahren vor heute ab. Die damals herrschenden klimatischen Bedingungen sowie die Tier- und Pflanzenwelt werden den Besuchern erfahrbar gemacht. Sie finden sich in einem Eiszeitpanorama wieder, in dem die Großtiere der letzten Eiszeit durch Skelette veranschaulicht sind.
Um zu erfahren, woher überhaupt die materiellen Hinterlassenschaften des anatomisch modernen Menschen stammen, findet sich der Besucher in einer inszenierten Höhlengrabung wieder. Im anschließenden Labor und der Bibliothek kann der Besucher die Archäologie als Wissenschaft erleben und bekommt die verschiedenen Arbeitsbereiche der Urgeschichte nahegebracht.
Im Hauptraum findet sich die Darstellung der paläolithischen Jäger- und Sammlergesellschaft. Beginnend mit den Funden des Homo erectus wird klar, dass es sich nicht um primitive Affen gehandelt hat, sondern die Menschen mit ihrem typischen Steinwerkzeug, dem Faustkeil, geschickt umzugehen wussten. Sie sind mit perfekt gearbeiteten Waffen zusammen auf die Jagd gegangen, was die Schöninger Speere eindrucksvoll belegen.
Der weitere Rundgang gibt Einblicke in das Leben des Neandertalers, der nachfolgenden Menschenform in Europa. Neben dem namengebenden Fund werden dessen Werkzeugspektrum und seine Lebensweise gezeigt.
Der moderne Mensch wanderte vor zirka 40000 Jahren nach Europa ein und grenzt sich durch verschiedene Innovationen radikal vom Neandertaler ab: Er entwickelte sehr viel differenziertere Steinwerkzeuge und nutzte ein sehr viel breiteres Spektrum an organischen Materialien, wie Knochen, Geweih und Mammutelfenbein. Daraus wurden neue Waffen gearbeitet, wie Speerschleudern, Harpunen und Pfeil und Bogen. Das alltägliche Leben der damals lebenden Menschen wird erläutert: Die Nahrungs- und Rohmaterialbeschaffung, Binnen- und Fernkontakte, Kleidung, Wohnen, Krankheit und Tod.
Die raumhohen Lebensbilder vermitteln Kindern wie Erwachsenen ein lebendiges Bild der Altsteinzeit. Zwei Aktionsflächen bilden den Hintergrund für experimentelle Vorführungen innerhalb des Begleitprogramms; hier können altsteinzeitliche Materialien und Werkzeuge in die Hand genommen und in einem begehbaren Zelt das Lebensgefühl der Eiszeitmenschen nachvollzogen werden.
Im Zentrum des Rundgangs liegt das Kunstkabinett. In diesem betont ruhigen Raum können die ältesten Kunstwerke der Welt bestaunt werden – jedes der Stücke ist ein Unikat und von unschätzbarem Wert!
Die Kunstwerke werden in ihrer Zeitstufe gruppiert gezeigt, und der Besucher kann die Entwicklung der Kunst von 40000 bis 10000 Jahre vor heute nachvollziehen. Die kostbarsten und spektakulärsten Funde werden in allseitig begehbaren Vitrinen präsentiert.
Zu Beginn überwiegen die kleinformatigen Tierfiguren in der Zeit zwischen 40000 und 30000 Jahren vor heute. Die Venus vom Hohlen Fels und die weibliche Figur aus Stratzing bilden als Frauenfiguren eine Ausnahme.
In späterer Zeit, zwischen 30000 und 20000 Jahren vor heute, dominieren üppige Venusfiguren in der Darstellung. Der Mann wird zumeist in reduzierter Form, nämlich als Phallus, gezeigt. Die Hauptattraktion ist hier das Felsrelief der Venus mit dem Horn aus Laussel.
Das letzte Kältemaximum fand vor zirka 20000 Jahren in Mitteleuropa statt; die Jahresdurchschnittstemperatur betrug minus fünf Grad. Aus dieser Zeit finden wir verschiedene Ritzzeichnungen auf Kalkstein- oder Schieferplatten.
In der darauffolgenden Epoche vor 16000 Jahren wurde jeder Alltagsgegenstand, egal, ob Waffe oder Bodenbelag, durch Ritzzeichnungen oder Modellierungen verziert. Die Frauenfiguren erfuhren eine Stilisierung bis hin zur Darstellung als Stab mit dreieckigem Gesäß. Schöne Beispiele dafür sind die Frauenfiguren aus Gagat aus dem Petersfels bei Engen. Bemalte Kalksteine aus den Höhlen der Schwäbischen Alb zeugen von Malerei in dieser Region. In der letzten Phase der Eiszeit wurde Kunst in Form von geometrischen Mustern, vor allem auf Kieseln, dargestellt.
Den Abschluss der Ausstellung bildet ein Blick in das Mesolithikum. Dies ist die letzte Phase der Jäger und Sammler in der Nacheiszeit, deren Kultur durch den Klimawandel mit Wiederbewaldung und Abwanderung der Großtiere erheblichen Veränderungen unterworfen war.
Während der Ausstellung ist für ein umfangreiches Begleitprogramm mit vielen Vorführungen der experimentellen Archäologie, mit Puppentheater, Kleinkunstbeiträgen, Vorträgen und Mitmachaktionen gesorgt. Schulklassen und Jugendgruppen können aus einem reichen museumspädagogischen Programm auswählen.
Das Unternehmen WWS Strube GmbH sorgt bei dieser großen Landesausstellung von Baden-Württemberg für den perfekten Service in den Bereichen Kasse, Aufsicht und Garderobendienst.
Informationen
bis 10. Januar 2010
Kunstgebäude Stuttgart
Schlossplatz 2, D-70173 Stuttgart
Tel. (+49-711) 1204 0881
Di–So 10–18 Uhr, Do 10–21 Uhr
ab 30. November auch Mo 10–18 Uhr
Mo, Heiligabend und Silvester geschlossen
[email protected]
www.eiszeit-2009.de
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