Stadtwanderung im WientalWollnerhof

Die sanften Wilden – das Wiener Modell der Stadterneuerung

Der international anerkannte Wiener Weg der „sanften Stadterneuerung“ ist eng mit den Wiener Gebietsbetreuungen verknüpft.
Schottenring 30, A-1010 Wien

Eine multimediale Ausstellung in der Konzernzentrale der Vienna Insurance Group, dem Ringturm, zeichnet nun – ­anlässlich des 35-Jahre-Jubiläums dieser wichtigen Drehscheiben – ein lebendiges Porträt von der Arbeit der Wiener Gebietsbetreuungen und zeigt ihre vielfältigsten und mutigsten Projekte. Sie verdeutlicht das Zusammenspiel von historisch gewachsener Stadt und notwendiger Veränderung – und das ganzheitliche Ziel, Stadt nicht nur zu erleben, sondern auch selbst zu gestalten.

Wie kam es zur „Wiener Gebietsbetreuung“?
Mitte der 70er-Jahre zählte Wien rund 300000 Substandardwohnungen. Ganze Stadtteile waren damals erneuerungsbedürftig. Dazu kam die enorme Dichte dieser Viertel – mit einer Überbauung von bis zu 85 Prozent der Grundfläche und kaum Platz für Grün-, Spiel- und Er­ho­lungs­flächen. Mit dem Bundesgesetz betreffend Assanierung von Wohngebieten erhielten Österreichs Länder und Gemeinden 1974 ein Rechtsmittel zur Behebung städtebaulicher Missstände. Oft seit Jahrzehnten verfallende Althäuser hätten nun durch Absiedelung der ansässigen Bevölkerung sowie flächendeckenden Abbruch und Neubau „saniert“ werden können.

Eine engagierte Gruppe aus Planungsbeamt(inn)en, Architekt(inn)en, Sozio­log(inn)en, Künstler(inne)n und Kommunalpolitiker(inne)n suchte deshalb eine ­Alternative zu dieser radikalen Form der Erneuerung von Wohngebieten und forderte in einem 12-Punkte-Programm für Otta­kring eine Umkehr in der Sanierungspolitik – weg vom großflächigen Abriss desolater Viertel und hin zur Aufwertung historischer Bausubstanzen durch ­eine sanfte Erneuerung. Die Stadt Wien wählte den Weg der „sanften, bewoh­ner(innen)orientierten Stadt­­erneuerung“. Sanierungsbedürftige Viertel und Häuser aus der Gründerzeit, die bestimmend für das Stadtbild weiter Teile Wiens waren, wurden und werden behutsam erneuert – unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der Bewohner(innen).

1974 wurde in einem relativ kleinen Teilgebiet in Ottakring ein Pilotmodell eingerichtet, das heute als die Wiege der Wiener Gebietsbetreuungen für den Bereich der Stadterneuerung angesehen wird – ein Erfolgsmodell, das ausgebaut wurde und das Wien in den vergangenen 35 Jahren sichtbar positiv geprägt hat.

Der Inhalt der Ausstellung
Der interaktive Teil der Ausstellung im Ringturm vom 4. November 2009 bis 8. Januar 2010 wurde durch aktuelle Beiträge der Gebietsbetreuungen Stadterneuerung, MA 25 – Wiener Wohnbauressort, gestaltet, die sich aus den Arbeitsfeldern Bauliche Erneuerung (Sanierungsinitiativen neu, Block­sanierung et cetera), Partizipation (Grätzelmanagement, Aktivierungsprojekte et cetera), Freiraum (diverse Projekte), Wirtschaft (Geschäftsstraßen, lebendige Straßen) und Impulsprojekte (Kultur, Wissenschafts­kooperationen et cetera) zusammensetzen.

Entlang dieser Themen wurden Best-Practice-Beispiele aus der Arbeit aller Wiener Gebietsbetreuungen Stadterneuerung ausgewählt. Gleichzeitig wurden historische Grundlagen und herausragende Beispiele der Wiener Stadterneuerungspraxis der letzten 35 Jahre redaktionell in das Ausstellungskonzept eingearbeitet.

Auch internationale Beispiele von Projekten aus Berlin, Paris und Amsterdam wurden integriert.
4. November 2009 bis 8. Januar 2010

Informationen
Ausstellungszentrum im Ringturm
VIENNA INSURANCE GROUP
Schottenring 30, A-1010 Wien
Mo–Fr 9–18 Uhr, Fei geschlossen, freier Eintritt
www.vig.com

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